In Seenot

Wir wurden heute arg vom hohen Wellengang auf unserer Hafenrundfahrt in Iquique hin und her geschaukelt, was wohl zur Folge hatte, dass ich meinen letzten Blog "im hohen Norden..."den ich mühsam mit recherchierten Fakten gespickt hatte, aus Unachtsamkeit vor einer Minute gelöscht hatte. Jedenfalls ist er nirgends mehr. Das ist aber nicht so schlimm, angesichts dessen, was wir heute auf dem ziemlich dürftig ausgestatteten Kahn auf der Hafenrundfahrt in Iquique erlebt hatten. Bei strahlendem Wetter starteten wir diese Besichtigungstour im kleinen Fischerhafen "Caleta Perquera" wo sich die Seelöwen und Robben zwischen dunklen Klippen suhlen. Pelikane begleiteten uns wie kleine Schleppschiffe (Schleppvögel) aus der Mole.Die Bootsfahrt führte zu dem Ort, an dem die "Esmeralda" des Arturo Prat, eines siegreichen Kriegshelden, bei einer Seeschlacht 1877, während des Salpeterkrieges sank. Im Gedenken an den großen Mann gab die Steuerung unseres bescheidenen Bootes des Geist auf. Es dauerte eine ganze Weile, bis auch der letzte Sightseeer begriff, das da etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Das Boot drehte sich immer im Kreis, der Kapitän versuchte vergeblich das Boot wieder Richtung Hafen zu lenken. Sein Gehilfe verschwand dann im Bauch des Schiffes, von wo er nach geraumer Zeit mit schwarz verschmierten Händen wieder auftauchte. Jetzt machte sich der Kapitän persönlich an den Eingeweiden des Schiffes zu schaffen. Auch er ohne Erfolg. Wir schaukelten im wahrsten Sinne des Wortes wie in einer Nussschale auf dem immer unruhiger werdenden Pazifik. Ich bekam es mit der Angst zu tun.Wir waren zwar alle mit Schwimmwesten ausgestattet-aber wer rechnet denn schon mit dem Ernstfall? Endlich griff der "Gehilfe" zum Funkgerät. Wir brauchten Hilfe,das war klar. Aber es dauerte immer noch lange Minuten, bis diese In Sicht war. Ich überlegte mir schon, ob ich im Pazifik schwimmend meine Handtasche loslassen sollte, um besser schwimmen zu können, oder nicht. Es kam zum Glück nicht soweit. Ein größeres Boot, ebenfalls auf Hafenrundfahrt näherte sich endlich unserm Unglückskahn. Das "Andocken" war nicht ungefährlich, doch es gelang schließlich, dass wir alle auf das Rettungsboot hinüberwechseln konnten. Der Genuss der Rundfahrt war mir längst vergangen. Mir war übel. Zuerst Höhenkrankheit, jetzt Seekrankheit. Wenigstens brauchte ich bei der Ankunft keine Sauerstoffmaske. Ein Pisco half auch.
Als hätten sie von dem Zwischenfall erfahren, wurden wir von einer großen Menge Seelöwen am Hafen erwartet. Sie hießen uns mit dröhnenden Rufen willkommen. Es war ein Spektakel, sie aus zwei, drei Metern Distanz zu betrachten. Schnell war der Schock über das eben Erlebte wieder verschwunden. Grazias al Dio!
Iquique besitzt übrigens ein entzückendes Theater aus der Zeit des Salpeter Booms. Wir haben es besichtigt, waren im Zuschauerraum, in den Logen, auf der Bühne, hinter der Bühne und ich habe auf einem total verstimmten, geschichtsträchtigen Steinway Klavier den ersten Teil meines Faurėe Nocturnes gespielt. Das natürlich vor dem Schiffbruch!
Hasta luego, Pia





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