Es regnet und regnet und regnet...

...was ich eigentlich nach der trockenen Hitze im Norden Chiles als sehr angenehm empfinde. Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich einen malerischen Teich,gesäumt von Birken und andere Laubhölzern. Ein Baum hier im Park des Landhauses ist riesig, hat einen mächtigen Stamm und scheint sehr alt zu sein. Ich bin mir nicht sicher, ob es sich dabei um einen Araukarierbaum handelt. Das ist der heilige Baum der Apuche. Es dauert extrem lange, bis er ausgewachsen ist und seine weit ausschwingende Krone ähnelt ein wenig einem aufgespanntem Sonnenschirm - im Moment wohl eher einem Regenschirm. Drum herum marschieren Gänse und Hühnerfamilien auf weitläufigen, saftiggrünen Wiesen. Ihnen scheint das nasse Wetter auch nichts auszumachen. Üppige Hortensienbüsche säumen das Grundstück.
Wir haben heute ausgeschlafen und uns nach einem üppigen Frühstück mit dem maroden Wifi Netz herumgeschlagen. Das ist das einzige, was hier im Landhaus San Sebastian höchstens einen Stern verdient. Alles andere hat "Vier Sterne Niveau"! Trotzdem haben wir das heimelige, trockene Nest verlassen und sind nach einem Spaziergang zu den "Ojos de Caburgua" - das sind Wasserfälle mitten im Wald - nach Curarrehue gefahren. (Übrigens schreibe ich alle diese Namen auf, weil dann eine klitzekleine Chance besteht, dass ich sie mir merken kann.) Ich vermisse übrigens unsere Kulissen Transport Karre. Wir mussten sie am Flughafen von Calama zurück lassen. Die Fluglinie Lan wollte das Vehikel unter keinen Umständen als Frachtgepäck akzeptieren;) In Temuco nahmen wir einen todlangweiligen, silbergrauen 4WD Nissan in Empfang.
Die Einwohner in dem kleinen Örtchen Curarrehue kurz vor der Grenze zu Argentinien bestehen zu 80% aus Mapuche. Wie die Aymaras im Norden Chiles gehören sie zu der indianischen Urbevölkerung und sind vor allem hier im Süden ansässig. Die Mapuches haben sich im 16. Jahrhundert erfolgreich gegen die spanischen Eroberer gewehrt. Bezwungen wurde das einst mächtige Kriegervolk nicht im Krieg, sondern durch Betrug und auf einem Feld, auf dem es sich nicht auskannten: Der Trunkenheit. Trotz aller Widrigkeiten - Vertreibung, Enteignung, Wegsperrung, Tötung, Versklavung - haben sie ihre eigene Kultur bewahrt. Heute streben die Mapuche mehr denn je nach einem unabhängigen,eigenen Staat innerhalb von Chile. Sie bauen keine Städte oder Dörfer, sondern leben in matriarchalisch organisierten Familien zusammen. Der Clanvorstand und die Heilerin/Schamanin regeln das Alltagsleben. In der Glaubensvorstellung der Mapuche existiert kein natürlicher Tod, sondern einer von bösen Geistern verursachter. Auch in der Krankenbehandlung geht es eigentlich um die Austreibung böser Geister. Wir haben ein Centro Cultural der Mapuche besucht und dort miterlebt, wie vier Musiker auf ihren Instrumenten spielten und dazu sangen. Ein seltsam fremdes und doch auf einfachen Dreiklang Strukturen aufgebautes Klangnetz, ein Singsang ohne Worte, nur Klänge, die über einem monotonen Trommelgrund schwebten. Von einer Mapuchefrau habe ich eine handgestrickte Puppe gekauft. Ich gab ihr den Namen Elena. Ihr könnt sie auf dem Foto bestaunen.
Hasta luego, Pia
P.S. Geht doch auch mal auf Dietmar's Blog: www.dietmar2013.blog.de

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