Gdańsk

Polnisch ist eine Sprache, an der man sich die Zunge verrenken kann! Diese Anhäufung von Konsonanten! Das fängt schon bei „Gdańsk“ - Danzig, an! Und bis man sich nur einige wenige Wörter gemerkt hat, zum Beispiel „dziekuje“ für „danke“, oder „dzień dobry“ für „guten Tag“ oder „dobry wieczór“ für „guten Abend“, ist der Urlaub schon vorbei. Wieso das „guten“ einmal vor und einmal nach dem Substantiv stehen muss, ist mir ein Rätsel, so wie manches hier in diesem Land. 
Die Leute sind meistens freundlich, wenige sprechen deutsch, obwohl dieses Gebiet vor rund siebzig Jahren Ostpreussen war, also zu Deutschland gehörte. Die jungen polnischen Familien habe viele Kinder. Man ist sehr gläubig, am Sonntag sind die Kirchen voll und man ist konservativ eingestellt. Ich weiss,ich  verallgemeinere  jetzt, aber ich muss ja auch keine wissenschaftliche Arbeit schreiben. Die Polen haben Angst vor dem Fremden, wollen keine Durchmischung der Kulturen und befürchten terroristische Anschläge. Ein junger polnischer Familienvater, mit einer Assistentenstelle an der Universität in Thorun sagte mir, Paris sei eine gefährliche Stadt. Gefährlicher als jede andere europäische Stadt. Er, der mehrere Jahre mit seiner Familie in Finnland gelebt, studiert und gearbeitet hatte, kam nach Polen zurück, aus Gründen der Sicherheit und weil er sich für seine Kinder hier eine bessere Zukunft erhofft. Probleme mit Migration gäbe es hier keine.
Spannend wäre es, wenn man mit den Menschen hier über ihr Verhältnis zur Vergangenheit reden könnte. Schliesslich gibt es Polen in seiner heutigen Form erst seit etwa drei Generationen. Wo kamen die Vorfahren der jungen Polen her? Hier lebten bis zum zweiten Weltkrieg über neunzig Prozent Deutsche. Und wie fühlten sich die Grosseltern der heutigen jungen Leute, als diese nach dem Krieg in der fast völlig zerstörten Stadt die noch übrig gebliebenen Wohnungen der vertriebenen Deutschen bezogen? Und als sie anfingen, die Stadt wieder aufzubauen, nach Plänen die sie entweder in irgendwelchen Archiven fanden, oder die sie nach nostalgischen Vorstellungen selbst anfertigten und die der Realität der Vorkriegszeit gar nicht entsprachen? Eher entsprangen sie der Erinnerung an eine längst vergangene, zweihundert oder noch länger verflossene Zeit, als Polen ein bedeutendes  Königreich war. Es gab bisher wenig Gelegenheit für solche Gespräche. Wir zwei sind auch ziemlich für uns hier. Der Kontakt zu Einheimischen, den sich Dietmar durch die B&B -Wohnung erhofft hatte, blieb aus. Unser Wohnungsbesitzer hat uns zwar eine moderne, geschmackvoll eingerichtete Wohnung überlassen, die er wahrscheinlich gar nie selber bewohnt hat, reiste aber schon am darauffolgenden Tag nach Berlin ab. Wir blieben hier etwa 5 km von der Innenstadt in einer neueren Überbauung zurück und mussten uns erst mal orientieren. Wie kommen wir in die Stadt, kann man die Fahrräder mit in die Strassenbahn nehmen, um so wenigstens am Abend nicht den Berg hoch radeln zu müssen? Solche praktischen Probleme hat mein Liebster zum Glück bisher gelöst. Bleibt noch die Suche nach der wahren Identität dieser Stadt, die sich den Touristen nur sehr schwer erschliesst.

Ein Ausflug mit dem Fahrrad führte uns nach Oliva und Sopot.

In dem Dom von Oliva kamen wir wieder in den Genuss eines Orgelkonzertes!

Strand von Sopot, der Badeort des Dreistadt-Komplexes „Gdansk, Gdynia, Sopot“. Hier soll schon der Arzt von Napoleon, Jean Georg Haffner, die klimatischen Vorzüge erkannt haben.

Die längste Mole der Ostsee in Sopot

Ein richtiges Piratenschiff!

Am Hauptbahnhof von Gdansk

Und jetzt einige Bilder von Danzig


Danzig wurde im zweiten Weltkrieg zu 90% zerstört. Von unserer Stadtführerin Magda haben wir Interessantes über den Wiederaufbau erfahren. Erstmal diskutierte man darüber, ob im historischen Stil oder modern. Ersteres setzte sich durch. Allerdings entstanden hinter den historischen Fassaden Arbeiterwohnungen, dem sozialistischen Polen entsprechend.

„Langer Markt“, auch „Königsgasse“ genannt, da hier der festliche Einzug  beim Besuch des Königs stattfand.




Es wird gebaut wie verrückt! Vom Riesenrad aus bestens zu beobachten.





Die berühmte astronomische Uhr in der Marienkirche, erbaut im 15. Jahrhundert, vom Meister Hans Düringer.



Auch hier wird renoviert.

Orgel in der Marienkirche. Der Innenraum der Kirche wurde im Zuge der Reformation weiss übertüncht.



Das Goldene Tor, als Zeichen des einstigen Reichtums mit echtem Gold verziert.




Neptun trägt ein Protest-T-Shirt mit dem Schriftzug „Constitution Ja“ . Ein Ausdruck des Unwillens der Bevölkerung über die „leiseAbschaffung“ der Demokratie in Polen.




Erst seit der Wende sieht man auch wieder deutsche Schriftzüge an den Hauswänden.



Mein Liebster hat mich ins vornehmste Hotel in Danzig eingeladen „Zum Lachs“

























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