Frühherbst


Das war die Aussicht heute morgen von unserm Hotelzimmer aus.


Es lässt sich nicht leugnen, der Herbst macht sich auch im Penedès bemerkbar. 
Es regnete leicht. Die Luft war immer noch warm, ein leichter Wind wehte, vereinzelt fielen die ersten Blätter von den Bäumen. Ich mag diese Stimmung. Gestern auf dem Spaziergang - den ich knapp überlebte - zupften wir die letzten zuckersüßen Trauben von den knorrigen Rebstöcken. Wir fanden nur wenige Beeren. Die Weinleser hatten gute Arbeit geleistet. 
Nach dem üblichen kleinen Frühstück mit Croissant, frisch gepresstem Orangensaft und Cappuccino in unserer hotelnahen Patisserie ging es weiter zum "Monestir de Montserrat", wie die Katalanen das Benediktinerkloster nennen. Dieses liegt im berühmten Gebirge "Montserrat", was wörtlich "zersägter Berg" bedeutet. Dabei handelt es sich um ein bizarres Bergmassiv, mit fingerartigen Felsgebilden. Je nach Stimmung verwandeln sich die "Finger" in gespenstische Köpfe mit fratzenhaften Gesichtern und eigentümlichen Hüten. Das Kloster liegt auf 720 Metern Höhe. Vom ursprünglich romanischem Gebäude ist leider nichts mehr vorhanden. Das haben wir dem eroberungswütigen Napoleon zu verdanken, dessen Truppen gründlich geplündert, den größten Teil der Bibliothek vernichtet und das ganze Gebäude in Brand gesteckt hatten. Es wurde während des 19. Jahrhunderts im Neorenaissance Stil wieder aufgebaut. Heute leben noch zirka 70 Mönche im Kloster. Keinen einzigen bekommt man allerdings live zu Gesicht. Das kann ich sehr gut verstehen. Das Monestir wird von Touristen total überflutet. Es beschreibt sich selber als ein weltoffener Begegnungsort aller Kulturen und Völker. Ich habe jedoch keine einzige Muslimin mit Kopftuch entdeckt, von denen es sonst - wie bereits erwähnt - in Vilafranca nur so wimmelt. Die Gläubigen kommen vor allem  der "Moraneta" wegen her. So heißt die dunkelhäutige Jungfrau Maria mit Kind, welche als Schutzpatronin der Katalanen verehrt wird. Ihre dunkle Hautfarbe ist allerdings nicht ein Zeichen für ihre Weltoffenheit sondern das Resultat einer chemischen Veränderung des Farblackes im Laufe der Zeit.
Nach einer kurzen informativen Audiotour mit Filmausschnitten über die Geschichte des Klosters und das Leben der Mönche flüchteten wir in die zerklüftete Natur und genossen eine kurze Wanderung - diesmal mit meinen grünen Turnschuhen - vorbei an zwei Einsiedeleien bis hin zum Gipfelkreuz, wo eine Seilbahn uns zurück zum Kloster bringen sollte. Das tat sie nicht, weil wir zu spät waren. So marschierten wir tapfer den Berg wieder hinunter, wo wir gegen 19 Uhr beim Kloster  eintrafen. Und siehe da, die Menschenmenge war verschwunden. Die Restaurants und Geschäfte waren seit einer halben Stunde geschlossen. Endlich war die Ruhe eingekehrt, welche man an einem solchen Ort erwarten sollte.
Unser schöner Ausflug fand ein genüssliches Ende in einem Restaurant an der Überlandstrasse auf dem Weg nachhause. Das Essen war herrlich, der Wein köstlich. Mit Mühe fanden wir den Weg zum "überdeckelten Bahnhof" zurück, wo mein Liebster seit drei Tagen einen  Gratisparkplatz ergattert hat. So auch heute, am letzten Abend in Vilafranca.
Hasta luego
Pia
P.S.
Heute Nacht scheint keine Probe in der nahegelegenen Musikschule stattzufinden...einzig Nachtschwärmern auf den regennassen Strassen sind zu hören und die leicht sägenden Schlafgeräusche meines Liebsten...














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