Vancouver


Der Flug nach Vancouver war weniger anstrengend als vor zwei Jahren nach Santiago de Chile, obwohl er länger dauerte, insgesamt  zehn Stunden, ohne Zwischenhalt. Ich habe ab und zu gedöst, mein Liebster hat sich mit einem Mitreisenden über das bevorstehende Abenteuer unterhalten. Wir sind nämlich nicht die einzigen, die diesen Trip gebucht haben. Nach dem Gespäch mit dem netten Herrn, der mit Frau und Tochter so ein Wohnmobil auch das erste Mal testen wird, sich aber schon im Vornherein beim Reiseveranstalter über Details informiert hatte, vertiefte sich mein Reiseleiter in seine Literatur über Motorhome - Benützer für Anfänger und holte das bisher Versäumte nach. Wir wissen jetzt, dass wir eine Axt brauchen, Gummihandschuhe, eine Tischdecke, ein Gummischlauch...usw. Das kann ja heiter werden.
Die erste Nacht verbrachten wir im Hotel Sandman, ein Riesenklotz von Hotel, das ausserhalb von Vanvouver liegt und als Zwischenstation sozusagen  zum Jetleg-Überwinden vom Reiseveranstalter gebucht wurde. Es wäre sicher nicht ratsam, direkt nach der Ankunft in so ein fahrendes Wohnungetüm zu steigen und  loszubrausen, zumal man eigentlich eine Nacht durchgemacht hat! Wir kamen kurz nach 17 Uhr in Vancouver an, das wäre bei uns Zuhause um zwei Uhr in der Früh. Meine übliche Migräne liess nicht auf sich warten, ich warf eine Tablette ein, Märchen sprang in den  hoteleigenen Swimmingspool. Mir reichte eine Dusche um noch ein paar Stündchen wach zu bleiben. Zu früh sollte wir unserm Schlafverlangen nicht nachgeben. Ein zum Hotel gehöriges Fischrestaurant bot leckere Gerichte an, man konnte im Freien sitzen- allerdings unter dem Heizpilz- und die ersten kanadischen Eindrücke auf sich wirken lassen. Klarer blauer Himmel, weiter Blick bis zum Highway. Alles ist gross hier, die Tische im Restaurant klobig und hoch, auf die Stühle muss man raufklettern, ein kleines Bier gibt es nicht. Die freundliche Bedienung meint, das Grosse sei klein - na ja wenn man aus der kleinen engen Schweiz kommt hat man das Gefühl, hier ein Kind zu sein, dem alles etwas zu gross erscheint. Es entsteht aber auch wieder diese kindliche Neugier, alles zu erkunden und sich zu eigen zu machen. Man muss halt aufpassen, dass man nicht vom Stuhl fällt...
Die erste Nacht verlief ruhig. Wir hatten zwei riesige Kingsize- Betten, das Rauschen der Autobahn war dank Ohropax nicht zu hören. Als ein Telefonanruf mich aus dem Schlaf riss und eine "Heidi" mir mitteilte, wir würden in einer Stunde abgeholt und zum Wohnmobil gebracht, antwortete ich ohne zu überlegen, das sei unmöglich. Sie bot an, uns am frühen Nachmittag abzuholen, wie es geplant war. Damit war ich einverstanden. Mein inzwischen wachgewordenes Märchen allerdings wäre lieber sofort aufgesprungen und ins Motorhome gehüpft. Mich plagte mein schlechtes Gewissen über meine egoistische Entscheidung. Ich rief zurück, landetet bei einer weniger höflichen Dame, die nur englisch sprach und mir befahl, ich soll "hang on", was ich beleidigt tat. Ich hängte auf. Das war natürlich schon wieder falsch, wie Dietmar mich belehrte. Die Dame sagte ja nicht "hang off". Shit!
Wir liessen es bei der Tatsache des Wartens und machten uns auf die Suche nach einem Breakfirst-Place. Zum Glück wurden wir fündig - siehe Bild - und besprachen alles Weitere. Und jetzt kann mein Liebster noch das Fußballspiel Deutschland gegen Polen hier im Hotel gucken, während ich hier auf meinem Pad rumtippe. Alles hat zwei Seiten. Allerdings dauert das Spiel noch knappe 10 Minuten und steht immer noch 0 zu 0! Dietmar ist vor lauter Aufregung schon mal fast vom hohen Stuhl gefallen. Aber wir kennen doch die Deutschen und ihr Tor in letzter Minute...
Das nächste Mal melde ich mich aus dem Wohnmobil...
By,by!
p-dur 


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