Obstsalat

Es war im Sommer 1990, als ich mit Roberto British Columbia bereiste. Mehr als ein Viertel Jahrhundert ist es her! Ich habe viele Erinnerungen, vielleicht sind sie auch erst durch die Reisevorbereitungen wieder wach geworden. Zum Beispiel erinnere ich mich an einen Elch, der früh  morgens neugierig in unser Cottage guckte, oder einen Braunbären, der sich abends in der Dämmerung der Fahrbahn näherte, welche durch tiefe Gräben den Schutz der Tiere gewährleisten sollte. Mein Film war just in diesem Moment leider zu Ende - ja damals gab es noch Fotoapparate mit Filmen von Kodak oder Fuji oder so ähnlich. Dem Bären wurde also das Ablichten erspart. Es gab keinen Post auf Facebook und auch keine Likes. Das wird dieses Mal wohl anders sein. Vieles wird anders sein. Wir werden nicht in Cottages, Farmhouses oder kleinen Hotels Logis beziehen. Nein mit Märchen geht's direkt ins Wohnmobil. Das heisst, eine Nacht darf ich noch im Sandhouse Hotel in Vancouver übernachten, den Jetleg etwas auskurieren, bevor es dann übermorgen ins fahrbare Haus geht. Ich wage nicht mir vorzustellen, wie das wohl sein wird und habe mir vorgenommen, mich überraschen zu lassen.
Im Moment befinden wir uns auf zirka12000 Metern Höhe. Nach einem vegetarischen Food im Plastikgeschirr auf kleinstem Tablett, zu dem ich auch ein Fläschchen Rotwein kredenzt habe - kostenpflichtig, schliesslich ist die Condor kein Luxusflieger sondern eher einer für die Arbeiterklasse oder Pensionäre - gibt's jetzt Kaffe mit Digestif - diesmal kostenfrei. Condor muss Baileyaktien besitzen!
Der aufmerksame Leser wird sich fragen, was es denn jetzt mit dem Obstsalat auf sich hat. Den gab es nämlich nicht als Nachspeise. Nein, der Obstsalat ist ein Mitbringsel aus Lörrach, gestern frisch geschnipselt von meinem Liebsten und heute früh in aller Eile sorgfältig abgefüllt in so eine Art Tupperware. Er wird es wahrscheinlich bis ins Wohnmobil schaffen, hat er doch die allerschlimmste Hürde beim Sicherheitschek am Flughafen Frankfurt mit Bravour gemeistert! Ob da Flüssigkeit drin sei, wollte die junge Frau wissen, bevor sie unsere Habseligkeiten  in die dafür vorgesehenen Plastikschalen legte, damit sie durchleuchtet werden konnten. Ja, so wie das bei Obstsalat halt der Fall sei, meinte Dietmar unschuldig, vorauf er das Gefäss öffenen musste und die Frau ihre zierliche Nase hineinsteckte. Mich wundert es, dass sie das hochexplosive Gemisch von Kirsch und überreifen Früchten nicht als gefährlich einstufte und uns achselzuckend zum Bodyscreen durchwinkte. Dort auf der andern Seite, nach "Hände hoch" und "Rundumabtasten" wurde das besagte Gefäss von neuem geöffnet. Zwei weitere uniformierte Sicherheitsbeamte steckten nun ihre weniger zierlichen Zinken in das Gefäss. Auch sie waren ratlos, murmelten etwas wie, man müsse sich das nächste Mal besser informieren. Und wieder keine Bemerkung über die infolge des fortgeschrittenen Gärzustandes entweichenden Gase. Und da sollte man sich also sicher fühlen im internationalen Flugverkehr!
Falls das Gefäss dem Überdruck hier im Flugzeug doch nicht standhalten kann, sind wir aber nicht schuld!
Es wird ein langer Flug. Ich sitze am Fenster, dank Platzreservierung, die ich persönlich schon zuhause vornahm. Die Sonne wärmt mich durch die kleine Luke. Sie wird heute nicht untergehen, fast wie auf dem Planeten des Laternenanzünders in der Geschichte des kleinen Prinzen. Der ärmste fand keine Ruhe, da sein Planet so klein war und er, kaum hatte er die Laterne angezündet, sie wieder auslöschen musste. Neun Stunden Zeitverschiebung. Wir fliegen also neun Stunden in unserm Leben zurück. Ein Tag mit 33 Stunden! Und ich bin jetzt schon müde.
Untill next  time!
p-dur 




    Flug über Grönland

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