China Valley

24.6.2016

Es ist 40 Jahre her, seid wir uns das letzte Mal sahen. Sonja hat sich praktisch nicht verändert. Sie lebt mit ihrem Mann Markus etwa 60 Km westlich von Kamloops auf einer eigenen Ranch. Sie ist eine richtige Farmerfrau geworden, eine sehr gepflegte allerdings. Sie liebt die Natur über alles, kann kräftig anpacken, wenn es ums Heuen oder Kälbern geht. Sie hat einen Gemüse- und Kräutergarten, macht eigene Hautcremes und Seifen und hat mich damit auch gleich reich beschenkt. Ihr Mann Markus ist ein Farmer, wies im Buch steht. Seine Kühe und Kälber hegt und pflegt er. Nie würde er ein Stück Fleisch eines eigenen Tieres essen und Sonja isst überhaupt kein Fleisch. Die letzten zwei Nächte durfte ich dann auch in ihrem Haus in einem richtigen Bett schlafen und mich vormittags unter eine geräumige Dusche stellen. Vom Bett aus sah ich auf Weideflächen und Birkenwälder. Über hundert Kühe gehören den beiden. Dazu kommen vier Pferde, eine ganz Schar Hühner, zwei Katzen und die Heidi, ein sehr anhänglicher Hund. Alle Tiere laufen frei kreuz und quer über das weite Land. Die Hühner immer als Gruppe, der Hahn nicht immer zuvorderst, er ist wohl mit seinen vielen Frauen etwas überfordert. Ab und zu versteckt sich ein Huhn irgendwo im weitläufigen Gelände, und wenn Sonja es nicht findet kommt es drei Wochen später mit einpaar Kücken wieder zum Vorschein. Auf dem Felde haben wir auch Rehe gesehen. Im hohen Gras verstecken sich die Rehkitze und wenn Sonja und Markus in zwei Wochen mit dem Heuen beginnen, müssen sie höllisch aufpassen, dass sie keines verletzen. Sonja geht dann schon mal vor dem Traktor her und untersucht mit den Händen das hohe Gras. Die Kühe sind praktisch das ganze Jahr in der freien Natur, kriegen sogar ihre Jungen auf dem Feld und das meistens im tiefen Winter. Wenn die Temperaturen unter 20 Grad minus fallen, werden die trächtigen Tiere in den Stall geholt, wo auch mal Geburtshilfe geleistet wird. Die Kälber leben dann etwa ein halbes Jahr bei ihren Müttern, bevor sie verkauft werden. 
Ein wunderschönes Leben, frei von Stress, wie wir Städtler ihn kennen, aber wahrscheinlich auch hart, vor allem bei den extremen Temperaturen im Sommer, wenn es sehr heiss wird, oder im Winter, wenn der Schnee schon mal meterhoch liegen dürfte und man von der Ranch mit dem 4WD nicht mehr wegkommt. 
Wir hatten heute morgen auch eine schlechte Überraschung. Nein, nicht der Regen, den hatten wir erwartet, aber das warme Wasser blieb aus. Ich weigerte mich, von meinem Alkoven runterzusteigen. Dietmar ist schliesslich Physiker, er sollte das Problem mal lösen. Da er von der kalten Dusche schon ganz munter herumkrackselte, tat er sein bestes, bewegte die verschiedenen Schalter hin und her, kochte heissen Tee und seine geliebten Rühreier, machte Toast in der Pfanne, da wir keinen Anschluss haben auf unserm Stellplatz und es deshalb auch der Toaster nicht tut. Irgendwann geschah das Wunder. Ich kann es nicht anders erklären. Mir fehlt das Verständnis für das Funktionieren unseres fahrenden Ungetüms und die Anleitung der technischen Geräte ist leider in keinem der Schränke und Schubladen zu finden. Wir können nur hoffen, dass sich die Panne nicht wiederholt. Es ist kalt und nass draussen, wir brauchen ab und zu die Heizung und vorallem das heisse Wasser. Ich bin so Strapazen nicht gewohnt und bekomme ganz schlechte Laune. Morgen soll das Wetter besser und die Temperaturen sommerlich heiss werden.
We will see. Jetzt geht weiter Richtung Kootenay Lake.
Bye, bye


   Kasloo, Museumsschiff

    Im Ghost- City Museum 



   In dem kleinen Ort Sandon lebten neben Bergleuten auch wohlhabende Bürger, die ihr Hab und Gut nach ihrem Wegzug dem Museum überliessen. Die einstige wichtige Eisenbahnstation wurde durch Umweltkatastrophen, Überschwemmungen und Wirtschaftskrise zerstört. Beim heutigen trüben Wetter wirkt sie gespenstisch und macht ihrem Namen "Ghost-City" alle Ehre.





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