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Der dritte, besonders heisse Tag in Berlin neigt sich bereits dem Abend zu. Zum Glück verpassten wir heute Vormittag  die S-Bahn nach Spandau, von wo aus wir mit dem Schiff weiter nach Postdam fahren wollten. Ich fühlte mich nämlich so schlapp, dass mir ein gemütlicher Tag hier in Berlin mehr zusagte. Aufs Schifffahren wollten wir dann aber doch nicht verzichten und entschieden uns für eine einstündige Fahrt auf der Spree. Sie führte uns durch die von der Radtour am Tag zuvor (Bericht folgt) bereits bekannte Gegend ausgehend von unserm Hotel, welches wirklich fantastisch liegt und wo wir jetzt auch ein Zimmer mit Blick auf den Berliner Dom und die Spree  haben, bis zur "Waschmaschine", so wird das grösste Gebäude genannt, in dem sich die Säle der Bundestagsausschüsse befinden, und noch ein bisschen weiter, so dass man einen Blick auf das Schloss Bellevue  werfen konnte. Dort wendete das Touristenfloss mit den farbigen Schirmchen, welche als Schutz vor der gleissenden Sonne dienten und fuhr wieder zurück, vorbei am Haus der Kulturen, Hauptbahnhof - ein riesiges Einkaufszentrum mit sporadischem Zugverkehr -... Paul-Löbe- Haus, Reichstag, ARD- Gebäude rechts und der Konkurrenz, dem RTL- Gebäude links vom Ufer - je nach Fahrtrichtung ändert sich das natürlich - dann der Schiffbauerdamm mit dem Brechttheater "Berliner Ensemble", Museumsinsel und allem, was ich jetzt vergessen habe, wie zum Beispiel der Schweizerbotschaft. Ihr rotweisses Fähnchen soll das erste gewesen sein, dass nach dem Fall der Mauer auf dem ehemaligen Niemandsland im Winde wehte.
Ich hatte schon erwähnt, dass mein Blutdruck heute früh ziemlich im Keller war. Wir machten also einen gemütlichen Spaziergang durch das Nikolaiviertel, einem Stück Berliner Altstadt, das von der ehemaligen DDR- Führung rekonstruiert wurde und zum Glück nicht nur mit Platten, aber auch. Dort landeten wir bald im "Nussbaum", einer urchigen kleinen Berliner Beiz, um mich mal schweizerisch auszudrücken. Hier gab es nicht den doppelten Espresso, der musste warten, aber dafür eine Berliner Weisse, ein undefinierbares Getränk leicht schäumend, mit Jägermeister - oder bring ich da jetzt etwas durcheinander? Klar, Waldmeister war es - und einer knallgrünen Farbe. Meine Kopfschmerzen wurden nicht besser, aber auch nicht schlechter. Später, etwa fünf Schritte weiter, gleich gegenüber von der Nikolaikirche gab es  dann den Espresso und eine Crêpe mit Schafkäse und Spinat. Der Einmann-Betrieb überzeugte uns! Ein junger, wahrer Allrounder, der serviert, kocht, putzt, die italienische Kaffeemaschine -wahrscheinlich das teuerste Stück in seinem Laden- bedient und auch noch selber Kuchen bäckt, obwohl das anscheinend verboten ist, wenn man ihn ohne Konditorbachelor verkauft. Immer noch - und wir sind doch nicht mehr in der DDR! Ich habe mir einen hausgemachten Florentiner erworben. Er schmeckte köstlich. Langsam ging es mir besser. Wir besuchten noch das Humboldt- Forum, zurzeit noch eine riesige Baustelle, welche das zukünftige Berliner Schloss erahnen lässt und wo in einem Pavillon die Geschichte des Schlosses, sowie die Bauarbeiten dokumentiert werden. Das Schloss soll nicht nur alte Prachtzeiten aufleben lassen, sondern ein internationales Begegnungszentrum für Bildung werden soll.
Nach einer Ruhephase in unserm Superhotel machten wir uns auf den Weg zum ehemaligen Wohnhaus von Bertold Brecht. Dort sollten in einem Kellerrestaurant nach alten, handgeschriebenen Rezepten seiner Frau Helene Weigel echt berlinerische Gerichte angeboten werden. Wir fanden das Haus- eine Gedenkstätte. Aber vom Restaurant weit und breit keine Spur. Dafür im Nebenhaus ein mexikanisches kleines Lokal, wo wir uns sehr wohl fühlten und die würzigen Köstlichkeiten genossen. Jetzt heisst es Licht löschen. Morgen früh müssen wir den Zug nach Spandau erwischen! 


   Die Berliner Weisse und meine Berlina!


Rechts die Baustelle "Berliner Schloss", in der Mitte der Fernsehturm, vom ehemaligen DDR- Staat als Prestigebau errichtet und so hoch, dass die Menschen hofften, er würde eines Tages umkippen und man könne dann im Lift vom Osten in den Westen fahren...
    
   

   Berliner Dom aus der Vogelperspektive 

 

   Marx-Engels-Denkmal


   Ein hübscher Junge...

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