Berlin - erste Impressionen

Nach einer knapp achtstündigen Zugfahrt sind wir in Berlin angekommen. Drei Stationen mit der S-Bahn und schon waren wir im Radisson-Blu Hotel, mitten in Berlin. Im Zugabteil kamen wir mit einem netten älteren Ehepaar ins Gespräch, welches zur Badekur in der Nähe von Fulda fuhr. Sofort war die deutsche Geschichte das Thema, er ein Vertriebener aus Ostschlesien, welcher als Zehnjähriger mit seiner Familie vor der roten Armee floh, sie ehemalig Ostdeutsche, welche den Krieg in Berlin überlebte und auf  dem Prenzlauer Berg wohnte. Kurz vor dem Bau der Berliner Mauer reiste sie nach Freiburg. Kennengelernt haben sich die beiden an einer Veranstsaltung junger Katholiken ins Berlin. Dreiundfünfzig Jahre verheiratet, er Altphilologe, sie Chemikerin. Es waren in der DDR vorallem die Naturwissenschaften, welche gute Erfolgchancen nach dem Studium versprachen. Der Herr erzählte von einer Reise zusammen mit seiner Tochter nach Schlesien. Die Tochter wollte seine alte Heimat kennenlernen. Tränen schossen ihm in die Augen, als er davon sprach, wie er in seiner Taufkirche stand und welche Trauer bei ihm hochkam. Es muss wohl so sein, dass Traumatas im Alter wieder stärker werden und Menschen sich dann mit dem Verdrängten auseinander setzen müssen. Auch im Speisewagen beim Kaffee kamen wir sofort ins Gespräch mit einem deutschen Seelsorger auf seiner Rückreise nach Berlin, wo er eine katholische Gemeinde betreut. Er kam von Brig, hatte im Franziskanerkloster Unterkunft genommen und Wanderungen gemacht. Auch mit ihm drehte sich das Gespräch sofort um die deutsche, etwas jüngere Geschichte. Er wies uns auf das Stasigefängnis Hohenschönhausen hin, in dem ehemalige Häftlinge Führungen machen. Im Reiseführer leider nicht erwähnt, kann ich nicht genau sagen, wo es liegt.
Inzwischen habe wir die ersten Impressionen und auch die erste Nacht im Radisson-Blu Hotel hinter uns. Man musste sich entscheiden zwischen Klimaanlage oder Lärm von der Bar. Da es sich um einen Rundbau mit Innenaquarium handelt, in dem übrigens schon früh morgens, wie auch gestern bei der Ankunft ein Taucher zwischen den Fischen mit Reinigungsarbeiten und Füttern beschäftigt ist, und wir im ersten Stock unser Zimmer haben, waren beide Optionen nicht gerade ideal. Mal schauen, ob wir heute das Zimmer wechseln und trotz meiner Höhnenangst in ein oberes Stockwerk ziehen können.
Der Abendspaziergang über die Allee Unter den Linden über den Gendarmenmarkt durch Berlin Mitte hat mich schon mächtig beeindruckt. Zwar überwiegen Baugerüste und Baukräne, aber da entsteht ein "Weltstadt" wie Berlin es seit den 20iger Jahren, als damals drittgrösste Stadt der Welt nach NewYork und London nicht mehr war. Sehr eindrücklich die leere unterirdische Bibliothek auf dem Bebelplatz, ein Raum, den man durch eine Glasscheibe im Boden besichtigen kann. Die Regale sind leer. Hier fand im Mai 1933 die Bücherverbrennung durch Studenten(!!!) statt. Auf einer Schrifttafel aus Messing kann man lesen: "Das war nur ein Vorspiel. Wo man Bücher verbrennt, wird man später auch Menschen verbrennen." Heinrich Heine. Eine wahre Voraussicht. Sie muss sich auf ein ähnliches Ereignis beziehen, von dem Heine vielleicht Zeuge wurde.


    Gendarmenmarkt


    Alexander Humboldt Universität 


   Der berühmte Satz von Friedrich Engels nach Karl Marx.



   Berlin Mitte


    Denkmal Bücherverbrennung 


   Berliner Dom

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