Getrennte Wege

Obwohl wir die letzten eineinhalb Wochen gemeinsam gut überstanden haben, beschlossen wir heute, getrennte Wege zu gehen. Zwar wachte mein Liebster ziemlich verkatert auf - der Besuch in der Weinkellerei und die daraus resultierenden Folgen taten das ihre dazu - trotzdem machte er sich tapfer auf, den Fahrradweg entlang der Yonne zu erkunden. Ich verzichtete grossmütig auf des Mieten eines zweiten Fahrrades und brach gegen Mittag zu Fuss auf. Auf die Spuren des Cadet Roussel wollte ich mich begeben. Nicht dass der Herr aus dem 18.Jahrhundert den Spaziergang durch das historische  Zentrum von Auxerre eigenhändig festgelegt hätte - aber das Fremdenverkehrsbureau von Auxerre hatte die gute Idee, den Weg mit Bronzezeichen im Boden zu markieren. Und auf diesen Zeichen entdeckt man das Bildnis des exzentrischen Jakobiners. Für mich, mit ausgeprägtem Desorientierungssinn, ein Segen. So kam ich ohne Mühe zur Kathedrale Saint-Étienne und folgte weiter brav den Pfeilen. Zusammen mit Dietmar wäre das ja schlecht möglich gewesen. Wenigstens ab und zu müsste man den Weg kurz verlassen oder auch mal in die umgekehrte Richtung gehen. Das tat ich zwar auch, aber nicht absichtlich. 



Zuerst Angestellter eines Gerichtsvollziehers in Auxerre, kaufte Cadet Roussel das Amt und wurde selbst Gerichtsvollzieher. Er muss eine ziemlich schrullige Person gewesen sein. Auf jeden Fall wurden die Einwohner auf den Jakobiner aufmerksam. Sein politischer Feind, Chevalier Chenu de Souchet verfasste ein Spottlied über ihn, das die Soldaten der Revolution zu ihrem Marschlied machten, obwohl es anscheinend gar kein Marschlied war - Wie das wohl ging?



Auf dem Weg zur Kathedrale stiess ich auf dieses Schaufenster. Die gleiche Schneiderpuppe steht in meinem Atelier - ein Billigprodukt aus China. Hat trotzdem Charme.



Bald gibt es keine Kirchen mehr zu sehen - ich verspreche es. Aber sie sind einfach so grandios!





Und so eine „gfürchige“ Orgel sieht man auch nicht alle Tage. Sie wurde im Jahre 1986 vom Orgelbauer Dominique Oberthur aus Santongois gebaut.



Ohne Worte...



Das ist Marie-Noël. 1883 in Auxerre geboren, wird sie in Frankreich als eine der grössten Dichterinnen des XX. Jahrhunderts verehrt.





Wahrscheinlich das letzte Bild einer Kirche - die Eglise St.Pierre.



Bon appetit!





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