Tempieno



Ein Gletscher, der sich bis zum Meer erstreckt. Das ist der Name eines Gletschers. Der erste, den wir auf der Fahrt durch die chilenischen Fjorde entdeckten. Die Sonne meinte es gut mit uns. Sie liess ihn in den schönsten Blautönen erscheinen. Und er kalbte - vor unseren Augen! 

Ich bin ja selten wirklich innerlich berührt von der Natur. Meistens finde ich sie einfach nur schön anzuschauen. Aber diesmal hat es auch mich erwischt. Wir fahren jetzt den zweiten Tag durch die chilenischen Fjorde. Bei einem Vortrag hier auf dem Schiff habe ich erfahren, dass Fjorde durch Gletscher entstanden sind, welche sich gewissermassen durch die Gesteinsmassen zum Meer hindurch gequetscht haben. 


Vorträge gibt es übrigens regelmässig hier auf dem Schiff. Sie sind meistens auf Englisch, aber man kann doch das eine oder andere mitkriegen. Auch der Vortrag über die Längengrade und deren Auswirkungen auf das Klima auf der Erde war spannend. Ich weiss jetzt, wieso es auf der Höhe des  Äquator so heiss ist und am Nord- und Südpol so kalt! 


Überhaupt gestaltet sich das Leben hier auf dem Schiff sehr angenehm. Man kann den Massen von Leuten wunderbar aus dem Weg gehen, auch wenn alle auf dem Schiff sind, das an Seetagen ja der Fall ist. Man darf einfach nicht um 12Uhr in den 8.Stock zum Buffet gehen! Aber wenn man gefrühstückt hat, was ich immer grad noch kurz vor zehn schaffe, ist das kein Problem. Man verhungert hier wahrhaftig nicht. Man sich auch tagsüber mal etwas vom Buffet holen. Aber man muss sich auch nicht vollstopfen. Das Essen am Abend zusammen mit unsern Tischfreunden ist gepflegt. Man kann sein Menü  individuell zusammenstellen. Es gibt auch immer eine vegetarische Variante oder zwei! Die Bedienung ist sehr freundlich. Überhaupt die ganze Crew! Darauf komme ich später zurück. 


Da das Schiff relativ klein ist im Vergleich zu anderen Kreuzfahrtschiffen ist auch das Unterhaltungsangebot einigermassen übersichtlich. So kommt es mir jedenfalls vor, aber vielleicht kriege ich ja nicht alles mit. Es gibt verschiedene Aufführungsorte, wovon die Mondriantheater der Ort ist, wo die grösseren Darbietungen stattfinden. Gestern erlebten wir eine Tangoshow, die war umwerfend! Am Abend zuvor eine Magiershow, bei der ich leider eingeschlafen bin. Wir sind aber auch schon nach fünf Minuten wieder weggegangen, wenn wir von den Darbiet7ngen nicht so angetan waren und haben den Abend in der Piano Bar ausklingen lassen. 


Eine junge Pianistin und ein junger Geiger spielen an dem Ort, wo ich jetzt gerade sitze jeden Abend leichte Klassik. Sie spielen unterschiedlich gut, wahrscheinlich oft auch von Blatt. Ihr Performance sollten sie noch etwas besser präsentieren. Wahrscheinlich ist es ihre erste Kreuzfahrt. Sie wirken etwas scheu. 


Da die Crew grösstenteils aus Indonesien stammt, gibt es auch einen indonesischen Abend. Der fand gestern statt. Es ist schon spannend, wenn man den jungen Mann, der einen in der Regel bei Tisch bedient, plötzlich am Schlagzeug erlebt. Die Show war amüsant, die jungen Frauen und Männer machte es sichtlich Spass, uns Lieder und Tänze aus ihrer Heimat zu präsentieren. Sogar ein kurzes Märchen wurde aufgeführt, in dem der Bösewicht eine Prinzessin entführte, dann aber durch magische Kräfte besiegt wird. Der anschliessende Freudentanz mit Gesang war sehr überzeugend. Nur die Prinzessin ist nicht mehr aufgetaucht. Wahrscheinlich hatte sie sich schon für die nächste Nummer umziehen müssen. Als der Bösewicht seine Maske abnahm, erkannte ich den chinesischen Reiseleiter, der mich einen Tag zuvor auf dem Tenderboot mit Komplimenten überschüttete. Ich sähe aus, wie eine Schauspielerin! Wow tat das gut!



Und jetzt noch kurz zur Crew: von Andrey, unserm Reiseleiter habe ich erfahren, dass die jungen Leute bereits Erfahrung in einem 5 Sterne-Hotel mitbringen müssen. Sie bewerben sich für eine Stelle auf einem Kreuzfahrtschiff und müssen dann einen zusätzlichen Ausbildungsgang an einer Schule in Manila absolvieren. Von dort werden sie an die Reederei vermittelt. Wenn Sie auf dem Schiff sind, müssen sie sich hocharbeiten. Ich weiss nicht, wieviel sie verdienen. Aber wenigstens habe ich in Erfahrung bringen können, dass die 13.50  Dollar, die jedem Gast täglich zusätzlich abgebucht werden, zu hundert Prozent der Crew zuteil kommen. Also keine versteckten Mehrkosten, die die Reederei in ihre eigene Tasche steckt. Ich glaube Andrey. 

22.12.2017 P-Dur


 




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