Da ist ja ganz Deutschland drin...

sagte der nette Bahnangestellte, der meinen Koffer in den Zug hievte. Ich wusste nicht, dass ganz Deutschland 23 Kilogramm wiegt - bei mir vielleicht 24. Aber da verrate mir mal jemand, wie man es schafft, mit weniger Gepäck zurecht zu kommen, wenn man in die extremsten Klimazonen Südamerikas reist! In Santiago de Chile werden uns knapp 30 Grad erwarten und je mehr wir in den Süden kommen, desto kühler wird es werden. Und schliesslich landen wir im ewigen Eis! Dann kommt noch dazu, dass wir nicht wie Tramper zu Fuss unterwegs sind, sondern als verwöhnte Touristen auf einem Kreuzfahrtschiff. Und das noch zur Weihnachts- und Neujahrszeit! Da muss Frau sich doch auch hübsch machen können, um sich in diesem Ambiente wohl zu fühlen. Ich hoffte, dass mein Handgepäck, das eben kein Handgepäck mehr war, sondern wegen überfülltem Flieger zu normalem Bordgepäck mutierte, ankommen würde. Sonst würde ich ohne Schuhe und ohne Glitzer- Jäcklein die Festlichkeiten überstehen müssen. Auch auf meine Reiselektüre müsste ich dann verzichten, was sicher kein Problem wäre. Ich gehe davon aus, dass es in dieser schwimmenden Welt auch eine Bibliothek gibt! Aber das mit den Schuhen würde schwierig werden.

Am Flughafen in Santiago wurden wir von unserer  Reiseleitung eingesammelt. Einige Gesichter waren uns schon vom Flug her bekannt. Mir sind bis jetzt keine besonders auffallenden Mitreisenden aufgefallen. Ausser vielleicht die resolute Dame, die im Flugzeug vor uns sass und das Einreiseformular für Chile nicht ausfüllen wollte, oder die beiden netten älteren Herren, mit denen wir uns am Sammelpunkt  unterhalten hatten. Der eine fährt auch nicht gerne über Weihnachten weg. Dieses Jahr tut er es nur, weil seine Frau vor kurzem gestorben ist.

Der Flug von Madrid nach Santiago war fast schon angenehm. Mein Drängen auf Platzreservation hatte sich gelohnt. Ich sass am Fenster, Dietmar neben mir am Gang. Das Essen war grusig, das Unterhaltungsprogramm aber gut. Man konnte zwischen verschiedensten Filmen auswählen. Ich schaute eine romantische Story mit Happyend. Geschlafen habe ich eigentlich nicht wirklich. Aber so weggedöst bin ich, dank der Droge von Fredy, meinem Hausarzt. Das war angenehm. An der Zollkontrolle in Santiago wurde meine Handtasche beschlagnahmt und versiegelt. Einer der Spürhunde schien etwas zu riechen. Es waren meine Brunsli, die ich nicht wie Dietmar mir riet, vor der Kontrolle runterschlingen wollte. Man hat sie mir dann aber nach intensivster Inspektion meiner Tasche nicht weggenommen.  

Auch mein Handgepäck ist angekommen. Nachdem alle „Berge und Meer - Schafe“ im Flughafen Santiago zusammengetrieben waren, verlud man uns in einen Autobus. Wir fuhren ins Marriott Hotel, in einem der neuen Stadtteile von Santiago. Hier dürfen wir uns zwei Tage ausruhen, bevor wir verschifft werden. Das ist morgen früh der Fall. Heute ist ein Tag zur freien Verfügung. Dietmar will vor allem mit dem Bus in der Stadt herum fahren und gucken, wohin es uns verschlägt. Ziel offen. Gestern Abend machten wir uns noch in die Altstadt von Santiago auf, ins Barrio Buena Vista. Der Weg dorthin gestaltete sich ziemlich schwierig. Die Metrostation war ein Kilometer entfernt von unserem Hotel. Aber dorthin woll mein Liebster, ohne anständigen Stadtplan zu Fuss gehen. Wir schafften es mit viel Mühe. Aber ich war ziemlich sauer und man konnte mich nur mit einem Pisco sauer wieder neutralisieren. Leckere Empanadas und einen zweiten Pisco brachten sie Sache wieder ganz ins Lot. Und den Heimweg schafften wir in heiter angegügeltem Zustand, ich halb schlafend, Dietmar mich stützend. Und heute morgen frühstückten wir im 23. Stock unseres Hotels mit Blick auf den Costa Nera, mit seinen 300 Metern der höchste Turm in Südamerika. Soviel fürs erste.

Hasta Luego

Pia


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