Der Feuerteufel

Es war einmal eine Insel. Sie war vor vielen Millionen Jahren aus dem Meer geboren worden. Das muss man sich so vorstellen: Eines Morgens nach einer unruhigen Nacht, in der die Wellen höher schlugen als sonst, erhob sich ein mächtiger Berg aus dem Wasser. Er wuchs immer höher in die Luft und näherte sich bedrohlich dem Himmel. Da sass Petrus an der Pforte und bekam einen gehörigen Schreck. Was sollte denn das sein - ein Berg, der in den Himmel wollte, das gab es ja noch nie! Er nahm sein Handy und schickte dem lieben Gott eine SMS, die dieser aber nicht erhielt. Das Funknetz war gestört. Schuld daran war das Naturwunder, das sich da soeben abspielte. So blieb dem armen Petrus in seiner Verzweiflung nichts anderes übrig, als den Teufel anzurufen, in der Hoffnung, dass wenigstens das Teufelsnetz noch funktionierte. Es tat. Der Teufel nahm den Anruf entgegen. Man hörte ihn schnauben wie ein wild gewordener Drache. "Was soll das", schrie Petrus in sein Handy, "das ist wohl ein übler Scherz! Hier wird es immer heisser! Wir sind im Himmel solche Temperaturen nicht gewohnt!" Petrus schien es, als würde Schwefeldampf seinem Handy entströmen. Dabei war es doch ganz neu! "Ich warne dich Satan, hör auf mit dem Unsinn! Du befindest dich in himmlischen Gefielden. Da hast du nichts zu suchen. Dein Reich ist in der Erde drin!" Erst jetzt war eine heisere Stimme zu hören. "Schon gut, beruhige dich, mir ist was übergekocht. Ich nehme gleich den Deckel vom Topf und dann hat sich die Sache." Damit hatte sich die Sache aber überhaupt nicht. Der riesige Berg öffnete sich vor den entsetzten Augen von Petrus, Flammen schossen in die Höhe, Felsbrocken flogen wie Ufos in der Luft herum. Darauf ergoss sich eine rotglühende Masse über den Berg, gefolgt von heissen Dämpfen. Ein Stein prallte Petrus an den Kopf, worauf dieser ohnmächtig zu Boden stürzte.
Als er wieder zu sich kam, blickte er in das besorgte Gesicht von Erzengel Michael, der ihm einen kühlen Waschlappen auf die Stirn drückte. Maria sass besorgt neben Petrus auf einer Wolke und betete den Rosenkranz. Joseph war damit beschäftigt, Geröll und Asche mit einem Besen an den Rand des Himmels zu befördern. Es war fürchterlich heiss. Maria hätte sich gerne ihrer langen Gewänder entledigt. Das ziemte sich jedoch nicht und seit sie die Geschichte vom Sündenfall gehört hatte, schwitzte sie lieber, als dass sie aus dem Paradies verstossen worden wäre.
Michael war der erste, der das Wort ergriff: "Wie geht es dir, kannst du mich hören, Petrus?" Petrus stöhnte und tastete mit einer Hand seinen brummenden Schädel ab. "Dieser Satansbraten! Was erlaubt er sich! Wir haben klare Abmachungen," schimpfte er. "Er hat sich entschuldigt. Er hätte falsche Zutaten erwischt. Es soll nicht mehr vorkommen," versuchte Michael den aufgebrachten Petrus zu beruhigen. "Ja, ja. Das sagt er immer. Und dann experimentiert er wieder in seiner Küche herum!" Petrus schien es wieder besser zu gehen. Er setzte sich in seiner Wolke auf und schaute auf die Erde hinunter." Aber das sieht ja jetzt völlig anders aus", rief er erschrocken. "Im Wasser stehen schwarze Berge mit Feuerhüten! Hässlich!" "Ich finde, es sieht hübsch aus. Und wenn die Feuerhüte abgekühlt sind, kann man über diese Berge wandern. Sicher gibt es Spannendes zu entdecken," meinte Michael. "Ich komme mit," rief Maria. "Ich wollte eh wieder einmal einen Besuch auf der Erde machen." Sie schielte zu Joseph hinüber, der gerade damit beschäftigt war, die letzten glühenden Steine vorsichtig in die Nähe des himmlischen Herdes zu schieben. "Die kann man noch zum Kochen brauchen. Wäre doch Verschwendung, sie einfach so auf die Erde zu werfen", meinte er. "Ja, dann bist du sicher noch eine Weile beschäftigt," säuselte Maria. "Michael, wann wollen wir die Reise beginnen?" Maria hatte ihren Rosenkranz in der Handtasche verstaut. Sie war sichtlich erfreut, dem himmlischen Alltag entfliehen zu können. "Von mir aus sofort. Petrus, du kommst ohne uns zurecht, nicht wahr? Und wenn du noch einen kühlen Lappen brauchst, wird Joseph ihn dir sicher bringen." Auch Michael wollte so schnell wie möglich das Naturspektakel aus nächster Nähe betrachten. "Okay, aber gib mir noch mein Handy. Mal schauen ob das himmlische Netz wieder funktioniert," jammerte Petrus. "Dem Teufel sei Dank," flüsterte Maria Michael zu, als sich die beiden in die nächste Wolke schwangen, die vorbei flog. Diese war ungewohnt warm und auch etwas staubig. Das störte die beiden jedoch nicht im geringsten. 

Hasta luego
P-Dur
Fortsetzung folgt!






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