Sizilien

Er hatte mich wieder rumgekriegt, mein Liebster, mit seinen Trendtours-Reise-Schnäppchen. Und so sassen wir am Montagvormittag, um 11.30 im Fernreisebus am Busbahnhof Lörrach. Ist ja ganz praktisch für Rentner, dass man praktisch vor der Haustür abgeholt wird. Leider mussten wir warten, bis auch die Zuspätgekommenen eintrafen. Das dauerte fast eine Stunde.
Unter den zahlreichen Mitreisenden, es dürften etwa vierzig sein, hatte ich immerhin eine sympathische Dame mit langem hennafarbenen Haar gesichtet, mit der ich mich kurz unterhielt. Dietmar hatte bald mit dem halben Bus gequatscht, ausser mit den zwei Personen, die auf unsern reservierten Plätzen sassen. Sie stellten sich stur und waren nicht bereit, die Plätze zu räumen. Aber es gibt sicher auch noch sympathischere  Personen im Bus, die die Glanzlichter Siziliens bewundern wollen. 
Die Fahrt nach Genua verlief ruhig. Bestes Wetter, kein Stau vor dem Gotthard, was will man mehr. Helgo, unser Chauffeur scheint ein Lebenskünstler zu sein mit gelben Baseballmütze und blondem Zopf. Er ist wohl viel auf der Welt herumgekommen unter anderem mit einem Containerschiff bis nach Australien. Das wichtigste aber ist, dass er ein vorsichtiger Fahrer ist. In Genua angekommen kümmerte er sich um Papiere, Boarding-Karten und Kabinenzuteilung, was ihn etwas überforderte. Immerhin, wir bekamen unsere Aussenkabine, worüber ich sehr glücklich bin. Ausser einem andern Paar hatten alle Mitreisenden den kleinen Aufpreis gescheut. Die Fähre ist riesig und natürlich eine Dreckschleuder. Sie schluckte einen vollbesetzten Parkplatz von der Grösse eines Fussballfeldes. Wohnmobile, Personenwagen und auch unser Reisebus verschwand mühelos darin. Inzwischen war es kurz nach zehn Uhr abends. Alle stürzten sich auf das Buffet und verschlangen den Frass.Ich streikte und tröstete mich mit einem Glas sizilianischem Rotwein. Schlafen tat ich erstaunlich gut. Da ich mich am morgen weigerte, wieder in diese Essens- Abfertigungsmaschinerie zu geraten, ging ich nicht zum Frühstück. Mein Liebster überraschte mich dann mit einem Frühstück in der Kabine. Das Croissant war gut, der Saft auch und den Cappuccino konnte man trinken. Ein guter Start in den zweiten Tag unserer Reise.
Mit einigen Personen sind wir inzwischen ins Gespräch gekommen. Da gibt es einen passionierten Radfahrer, der natürlich Dietmars Interesse weckte und ihm Tipps für E-Bikes und Radtouren gab, oder diese ständig quasselnde Tante in ihrer schlotternden Jogginghose, die die typischen Anzeigen Alleinstehender zeigt, nämlich niemals etwas fragt, immer davon erzählt, was sie macht, denkt oder vorhat zu tun. Es gibt aber auch durchaus nette Leute. Ich darf einfach nicht so überheblich sein, was mir schwer fällt.
Die Fahrt mit der Fähre von Genua nach Palermo war ein Erlebnis. Tolles Wetter, ruhiger Wellengang, Sonne und viel Zeit zum Chillen. Dann kam der Stress in Palermo. Unser Helgo fuhr aus Versehen in dem Gewirr von schmalen Gassen in eine Einbahnstrasse! Wahrscheinlich war der italienische Reiseführer schuld, der sich inzwischen zu uns gesellt hatte. Sicher ein Rollerfahrer! Hier zeigte sich, wer Nerven hat. Ich nicht. Da wieder einen Weg hinaus zu finden, ohne mit dem Ungetüm von Reisebus eines der kreuz und quer parkierten Autos zu touchieren, zu rangieren, rückwärts, vorwärts, seitwärts, es war die Hölle!
















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