Palermo

Der Schreck mit dem blockierten Bus in Palermo ist zum Glück vorbei. Wir genossen ein vorzügliches Abendessen und verbrachten eine zwar nicht so ruhige, aber trotzdem gute Nacht im netten Hotel „Borgo Vecchio“. Aber wer kommt denn schon nach Palermo, um ruhig zu schlafen? Man erwartet doch Chaos, Lärm, Abfallberge, aufheulende Motorroller. Das kann man alles haben. Aber in ein sanftes, gelbliches Licht der Strassenlaternen gehüllt, ist alles halb so schlimm. Nur in allzu einsamen Gassen wollte ich dann doch keinen Abendspaziergang mehr machen. 

„Amunini“ bedeutet „Gehen wir“ auf Sizilianisch. Und so begaben wir uns am Morgen des dritten Reisetages auf eine kleine Stadtrundfahrt auf den schon um halb neun verstopften engen Strassen von Palermo nach Monreale. Bei der Führung in der Kathedrale Santa Maria Nova, durch einen ortskundigen Reiseführer, klinkten wir uns aus. Die Gründe dafür teile ich gerne mündlich mit. Wir haben wahrscheinlich einige wichtige Informationen verpasst, aber auch einige Witze, die nicht nach unserm Geschmack waren. Die Infos suchten wir uns im Reiseführer und auf Wikipedia zusammen:

„Der Bau der Kathedrale, zunächst als Klosterkirche und Memorialbau konzipiert, erfolgte in den Jahren 1172 bis 1176. Auftraggeber war König Wilhelm II. von Sizilien. Die Kathedrale zeigt in besonders eindrucksvoller Weise den normannisch-arabisch-byzantinischen Baustil, der zu dieser Zeit in Sizilien verbreitet war und eine Symbiose dreier verschiedener Kulturen darstellte. Normannisch/romanisch ist dabei vor allem der massive Baukörper als Ganzes, arabische Stilelemente zeigen sich in den Blendbögen und Intarsien an den Außenmauern, besonders den Apsiden, und byzantinisch sind die Goldgrundmosaiken an den Innenwänden der Kathedrale.“






Il chiostro dei Benedettini

Wieder zurück in der Stadt stand die Besichtigung der Kathedrale della Santa Vergine Maria Assunta auf dem Programm. An dem Ort des heutigen Baus befand sich im 7. Jahrhundert eine Kirche, die in eine Mosche verwandelt und später von den Normannen wieder rechristianisiert wurde. Im 12. Jahrhundert wurde diese Kathedrale - im Wettstreit zu der von Wilhelm II. in Auftrag gegebenen von Monreale -nach einem Erdbeben wieder aufgebaut. Faszinierend ist auch hier die Mischung aus byzantinischen, arabischen und normannischen Einflüssen. Was ich nicht wusste ist, dass die christlichen Auftraggeber Muslime mit dem Bau der Gebäude beauftragten. Ihre bautechnischen, handwerklichen und künstlerischen Fertigkeiten waren anscheinend besser!










Bevor wir zum nächsten Glanzlicht kutschiert wurden, führte unser Weg zu Fuss zum Mercato Capo. Hier durften wir Spezialitäten kosten, wie die Orancia Siciliana, eine im heissen Öl frittierte Reiskugel, pikant gefüllt mit Gemüse und Hackfleisch. Im nächsten Lokal gab es eine Art Kichererbsenfladen im Panino und ein Dolce aus Marcipan, gefüllt mit Ricottacrème. Dazu den starken Espresso, jeweils ein Fingerhut voll, heiss, in kleinen Tässchen serviert, oder eine spremuta d‘arancia, frisch gepresst. Herrlich! 






Weitere Glanzlichter an diesem dritten Reisetag waren der Monte Pellegrino mit der mystischen Grottenkirche Santa Rosalia. Eigentlich hätte ich gerne Informationen von unserm Reiseleiter erhalten, warum die hl. Rosalia verehrt wird. Auf meine Frage sagte er, die Frau hätte die Menschen vor der Pest erlöst. Aha. Ich habe dann gelesen, dass ihr Vater als normannischer Baron am Aufstand gegen König Wilhelm I im Jahre 1160 beteiligt war und deswegen zum Tode verurteilt wurde. Die Familie musste den Hof verlassen und wurde enteignet. Rosalia, die wohl sehr gläubig war, hat fortan in einer Höhle am Monte Pellegrino gelebt und starb dort etwa sechs Jahre später. Zwei Eremiten sollen im Juli 1625 eine Erscheinung der Frau gehabt haben, die sie zum Ort führten, wo ihre Gebeine lagen. Der Leichnam sei unverwest gewesen und hätte einen Kranz aus Rosen auf dem Kopf getragen. Er wurde nach Palermo überführt und als Ganzkörperreliquie in der Kathedrale von Palermo bestattet. Diese Aktion fiel mit dem Ende der Pestepidemie zusammen, weshalb Rosalia als Schutzpatronin gegen die Pest verehrt wird. Die Einsiedelei, in der sie gelebt haben soll, ist heute ein Wallfahrtsort. Der Reliquienschrein in der Kathedrale von Palermo ist jeweils am 15. Juli für die Öffentlichkeit zugänglich.





Und dann stand noch der Badeort „Mondello“ auf dem Programm. Das einstige Fischerdorf hatte sich in den 20iger Jahren des letzten Jahrhunderts in einen mondänen Badeort verwandelt. Heute hat er zwar an Glanz verloren und die Fassaden der Jugendstilvillen zeigen Spuren der Vergänglichkeit. Aber laut unserm Reiseführer sollen die Reichen im Sommer den Strand noch heute in einen Privatstrand verwandeln. 






Das Abendessen fand unter extremer „Opernbeschallung“ in einer Trattoria statt. Auf dem Weg dorthin war unser Helgo ebenfalls extrem gefordert. Das kann man auf dem Foto sehen.






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