Erice und Palermo zum zweiten

Langsam neigt sich unsere Rundreise auf Sizilien dem Ende zu. Trotz der Italianità, die ich über alles liebe und dieser überaus reichen Kulturschätze, bin ich darüber nicht unglücklich. Viele Erlebnisse und Eindrücke, das Zurechtfinden in einer grossen Reisegruppe, die physische Anstrengung, all das hat seinen Sättigungspunkt erreicht. Und was ich überhaupt nicht mehr ertrage, ist dieses Hindurchquetschen unseres Reisebusses durch die schmalen, verstopften Strassen der sizilianischen Städte! 





Unsere letzte Hotelanlage Baglio Basile in der Nähe von Marsala, in der ich einen ganzen Tag gefaulenzt habe.




Und Abfall, schlecht kaschiert hinter der Zypresse, gab es natürlich auch hier. Er stank zum Himmel! Überhaupt musste ich immer wieder feststellen, dass die Sizilianer andere Probleme haben, als Umweltschutz. Plastik überall, Becher, Tüten, Verpackungen fliegen in der Gegend herum. Eine „aprés moi le déluge“ -Stimmung herrscht hier. Arbeitslosigkeit, Immigration und auf der andern Seite Landflucht beschäftigen die Menschen mehr..


Ihn hätte ich gerne mitgenommen! 

Die letzte Strecke im Bus führte an der Westküste entlang durch das sogenannte Flachwassergebiet mit weiten Anbauflächen für Zitrusfrüchte und Wein. Auch an Salinen fuhren wir vorbei. Den Aufstieg mit unserem fahrbaren Ungetüm zum Bergdorf Erice war wieder einmal eine grosse Herausforderung für unsern Busfahrer Helgo. Erst nach mehreren Umwegen und viel Verspätung erreichten wir das mittelalterliche Normannenstädtchen. Heute ist es fast ausgestorben und existiert nur noch als Touristenattraktion. Das scheint sich aber zu lohnen. Der Ort ist bestens erhalten und sehr gepflegt. Die Kirche, das Kloster und die Burg können besichtigt werden. Wir haben den Turm bestiegen und die wunderschöne normannische Kirche besichtigt. Für mehr hat die Zeit leider nicht gereicht. Der Ort ist berühmt für sein Mandelgebäck. Mich haben es aber wieder einmal die Arancini angetan.











Wieder in Palermo angekommen, war eine Fahrt mit den nostalgischen Ape - Gefährten geplant. Das sind diese vorsintflutlichen dreirädrigen Bienen, mit denen Erlebnistouren für Touristen angeboten werden. Ich habe gestreikt. Mir war schon übel von der kurvenreichen Fahrt im Bus. Dietmar hat sich mir aufopfernd angeschlossen und so sind die nostalgischen Carretinis ohne uns losgewackelt. Wir flanierten noch einmal die Via Emanuele entlang bis zum Normannendom, besuchten eine „No-Mafia“ - Ausstellung und Dietmar war auch noch beim Friseur, seine Lieblingsbeschäftigung um mit Einheimischen in Kontakt zu kommen.


Dieses Haus scheint bis oben bewohnt zu sein.


Hier sind die oberen Stockwerke leer...





Die Mafia, die ihren Ursprung in Sizilien hat, scheint hier immer noch allgegenwärtig zu sein. Das entnahmen wir den Ausführungen von Salvatore. Ich weiss leider wenig Bescheid darüber, kann mich aber an das Attentat im Jahre 1992 erinnern. Damals wurde der Richter Falcone zusammen mit seiner Frau und Leibgarde auf der Autobahn in der Nähe von Palermo in die Luft gesprengt. Die Mafia hatte in einem Abwasserkanal unter der Autobahn den Sprengstoff versteckt und zündete ihn, als die Eskorte an der Stelle eintraf. Wir sind daran vorbei gefahren. Sie ist mit zwei Säulen aus Sandstein markiert. Der unermüdliche Einsatz des Richters gegen die Mafia wird dadurch gewürdigt. Borsellino, ein anderer Anti-Mafia Richter fiel nur drei Monate nach dieser Tat in Palermo auch einem Attentat zum Opfer. 

Der letzte Abend, bevor es wieder auf die Fähre Richtung Genua ging, besuchten wir ein traditionelles kleines Theater mit einer exzellenten Schau folkloristischer Lieder und Tänze. Das war ein schöner Ausklang der Zeit auf Sizilien.







Und dann folgte die Rückfahrt auf der Fähre. Wieder bezogen wir eine recht luxuriöse Kabine und verbrachten eine ruhige Nacht. Etwas unruhiger verlief dann der Vormittag. Unser Helgo weihte uns in seine Überzeugung ein, die daraus besteht, dass es kein heutiges Deutschland gibt, sondern, dass das deutsche Reich von 1937 immer noch bestehe, wir also nicht dem deutschen Recht verpflichtet seien und überhaupt in einer totalen Verblendung leben würden. Wir müssten endlich die Augen aufmachen und realisieren, wie die Dinge wirklich laufen. Andere Mitreisende outeten sich plötzlich und vertraten dieselbe Meinung und noch abstrusere, die ich hier nicht erwähnen möchte. Dietmar brach das Gespräch ab und wir zogen uns zurück. Das Thema verfolgte uns aber weiter, zumal es nicht das erste Mal war, dass wir mit solchen Meinungen und Überzeugungen, die bar jedes wissenschaftlichen Beweises sind, konfrontiert worden sind. Fangen wir jetzt wieder an, unseren Mitmenschen zu misstrauen, sie auszuhorchen, welche Meinung sie wohl vertreten um sie dann in diesen oder jenen Topf zu werfen? Da mache ich nicht mit!

Ciao! 

Kommentare

  1. Liebe Pia,
    wir haben dieselbe Reise gemacht, und doch unterschiedlich wahrgenommen. Es war mir ein Vergnügen, in deinem Blog zu stöbern und ein bisschen mit deinen Augen zu sehen.

    Mir hat unsere Sizilien-Reise gut gefallen, weil wir in kurzer Zeit sehr viel gesehen haben. Und alle Stationen unserer Reise waren hochkarätige Sehenswürdigkeiten. Natürlich war es anstrengend, und ich war froh, als ich in Genua das Reisetempo wieder sehr verlangsamen konnte.

    Ich bin 3 Tage in Genua geblieben und habe mich vorwiegend treiben lassen. Das kann man dort sehr genussvoll tun. Beim Wandern an der Ligurischen Küste bin ich während meiner Touren kaum anderen Menschen begegnet.

    Seit gestern bin ich nun wieder zu Hause und freue mich, wie immer nach einer Reise, über die vertraute Umgebung, die Familie und die Freunde.
    Herzlicher Gruß aus Stuttgart, Lisa

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