Colle di Val d'Elsa

Das Hotel "Relais Della Rovere" liegt in "Colle di Val d'Elsa" etwas abseits der grossen Touristenströme, in einem ehemaligen Benediktinerkloster aus dem 11. Jahrhundert. Wie der Name "Relais" sagt, macht man an dem Ort Rast, zieht sich zurück und ruht sich aus. Das haben wir während drei Tagen getan. Die alten, dicken Mauern bieten Schutz vor Geräuschen und Hitze, der grosszügige Park und der Swimmingpool laden zum Verweilen ein. Mein Liebster hat seine Längen gezogen und gezählt, ich habe mich im Rückenkraul versucht, allerdings den Versuch schnell wieder aufgegeben. Wie war das mit dem Hänschen, das nicht lernt...? Natürlich haben wir uns nicht nur im Hotel aufgehalten. Wir haben auch Ausflüge gemacht und dieses Mal war ich mit meinem "richtigen" Rad unterwegs. Bis nach Poggibonsi waren keine grossen Steigungen zu bewältigen. Der Weg führte einem ehemaligen Zugtrail entlang. Als Belohnung gab es ein Gelato und einen dieser köstlichen Espressi, die man nur in Italien bekommt. Ein heisses, kleines Tässchen aus dickem Steingut, darin ein Schluck dieser cremigen, bitteren Essenz, die alle Lebensgeister neu weckt, dich wie eine Droge hochhebt und den nächsten Strapazen entgegen schweben lässt.  
Erst am Schluss der Fahrradtour waren trainierte Muskeln gefragt, nämlich dann, wenn es wieder den Hügel hoch zum Hotel ging. Aber so ein leichtes Rad ohne Motor kann man auch gut stossen.
Auch den historischen Teil von Colle Val d'Elsa haben wir besucht. Etruskische und römische Spuren der Stadt sollen bis ins 12. Jahrhundert zurück reichen. Zudem ist Colle Val d'Elsa berühmt für die Herstellung von Kristallgläsern. Leider war die Manufaktur geschlossen, anscheinend wegen zu grosser Hitze und nur den Ausstellungsraum wollten wir nicht anschauen. Dafür schlenderten wir durch die Altstadt, die noch heute von den Überresten des Mauerrings aus dem 13.Jhd. eingeschlossen wird.


Es ist später, als man denkt...




Ein mittelalterlicher Brunnen


In Colle Val d'Elsa wurde der bekannte Architekt, Arnolfo di Cambio geboren. Er hat den Bau des Florentiner Doms geplant. Heute hat die Stadt etwa 21.000 Einwohner, die sich hauptsächlich in der industriellen Unterstadt, dem Colle Bassa aufhalten. 


Aussicht vom Colle Alta auf Colle Bassa



Fahrradweg nach Poggibonsi


Fatto!

Unser klösterliches Hotel ist sagenumwobenen... Hier sollen nämlich der damalige Papst und Michelangelo Buonarotti hitzige Gespräche über den Bau der Sixtinischen Kappelle geführt haben.
Die architektonische Struktur des heutigen Relais stammt aus frühchristlicher und in einigen Bereichen sogar aus etruskischer Zeit. Benediktinermönche haben das Kloster um 1100 gebaut. Um 1400 wurde es Residenz des Kardinal Della Rovere. Sein Wappen schmückt heute noch das Haus.


Eingang zum Hotel








Ein Degustationsgeschenk 😀

Ein weiterer Ausflug führte uns nach San Gimignano. Diesmal war ich mit vier, Dietmar mit zwei Rädern unterwegs. Wir wollten uns an der Touristen-Info treffen. Ich fuhr ganz brav mit GPS und kam auch ohne Probleme am Ziel an. Nur mit dem Parkplatzsuchen war es dann so eine Sache. Da hatte es mein Radfahrer einfacher. Schliesslich fand ich einen Parkplatz im "P4", ziemlich weit unterhalb des historischen Kerns von San Gimignano. Meine grösste Sorge war, wie ich wohl das Auto je wieder fände, wenn ich mich jetzt nach oben in die Altstadt begeben würde. Früher hätte ich mir den Weg mit Steinchen markiert, oder wenigstens jeden Strassennamen und jede Biegung im Notizbuch festgehalten. Heute bietet das Handy andere Möglichkeiten. Pünktlich erreichte ich den vereinbarten Treffpunkt, staunte über Türme, Plätze, Geschäfte und Leute und fand schliesslich Ruhe in der Kathedrale "Santa Maria Assunta". Ab dem 12.Jahrhundert erbaut, hat sie eine schlichte Fassade, ist aber im Innern umso reicher geschmückt mit Freskenzyklen von Sieneser Malern angefertigt. Hier kann man verweilen und die phantasievollen Bilder aus dem Alten und Neuen Testament bestaunen. Es geht - wie meistens - um Gut und Böse, Paradies und Hölle, jüngstes Gericht, die Themen, die die Menschen des Mittelalters eben beschäftigten. Heute wären es vielleicht Bilder über künstliche Intellligenz und den "Homo Deo", eigentlich wieder um das "Ewige Leben". Nichts Neues also...
Die Entstehung der Geschlechter-Türme, es waren ursprünglich 72, heute noch 15, geht auf eine Fehde zwischen den Angegehörigen der Ghibellinen und der Guelfen zurück. Sie bauten die Türme, um ihre Macht zu demonstrieren und sich im Ernstfall darin zurück ziehen zu können. Damals zählte San Gimignano 12.000 Einwohner. Sehr viele Menschen fielen der Pest von 1348 zum Opfer. Heute zählt die Stadt nur noch etwa 7700 Einwohner und ist eigentlich ein grosses Openair-Museum.













Zum Abschluss unseres Aufenthaltes in Colle Val d'Elsa ging es dann sehr vornehm zu und her!

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