Hamburg, Elbphilharmonie und Michel

Ich hatte mir diese Reise nach Hamburg in die Elbphilharmonie gewünscht. Nach einer schlaflosen Nacht, wie immer vor Reisebeginn sassen wir dann endlich im Zug nach Freiburg. Dort trafen wir unsere Reiseleiterin und wurden auch gleich beschildert. Wir gehörten zur grünen Gruppe. Oh Schreck, das kann ja heiter werden, dachte ich. Reiseleiterin Ute zählte ihre Schäfchen und verteilte auch bereits den Menüplan. Bei dieser Riesengruppe mit 45 Teilnehmern muss natürlich alles bestens organisiert und geplant werden. Allerdings lief nicht alles wunschgemäss. Ein Notfalleinsatz im Gleisbereich - so nennt man das heute - hatte zur Folge, dass unser Zug ziemliche Umwege fahren musste. Trotzdem kamen wir mit nur einer halben Stunde Verspätung in Hamburg an. Dort passierte gleich das nächste Missgeschick, da Dietmar im Übereifer zur Busstation lief, anstatt nach unserm eigenen Reisebus Ausschau zu halten. Als letzte fanden wir dann zum Glück doch noch den richtigen Bus, stiegen ein, nahmen unsere Plätze zuhinterst ein und waren somit schon mal allen bekannt. Das hatte den Vorteil, dass zwei der Reiseteilnehmer uns als „Al Dente-Darsteller“ erkannten, was uns natürlich schmeichelte. Und dann ging es los zur Elbphilharmonie. Dort bezogen wir unsere Zimmer im luxuriösen „Westin-Hotel“,was auch nicht ganz ohne Probleme vonstatten ging, da man uns zwar auf der Gästeliste fand, aber ohne Zimmernummer. Auch dieses, diesmal nicht selbstverschuldete Missgeschick, konnte behoben werden und wir bezogen unser Zimmer in elften Stock mit fantastischer Aussicht auf die neue Hafencity!

Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es auch schon los auf Besichtigungstour durch die Speicherstadt. Wir trafen auf auf eine quirlige ältere Dame mit Namen Gertrud. Sie sollte als echte Nachkommin der Wikinger - das waren die Gründer der wichtigsten Hafenstadt Europas - unsere grüne Gruppe mit der Geschichte der Speicherstadt vertraut machen. Und das tat sie mit fundiertem Wissen, phantasievollen Geschichten und viel Humor. Die ehemalige Speicherstadt der einstmals zollfreien Hansestadt wurde nach der Erfindung der Container nicht mehr gebraucht. Die riesigen Behälter passten nicht in die Lagerhäuser, die auf Eichenpfählen im morastigen Boden verankert sind. Und so werden sie heute zum Teil in eine neue Hafencity integriert. Andere werden abgerissen, durch moderne Wohnblöcke ersetzt oder als Fundament für das legendäres Konzerthaus verwendet.


Es gab mehrere Gründe, warum wir uns für die Reise entschlossen haben. Natürlich stand an erster Stelle das Konzert mit den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Andris Nelsons im vielgerühmten Konzertsaal. Aber auch im Hotel „Westin“ zu wohnen, das sich in der Elbphilharmonie befindet, war ein besonderes Highlight. Dann das Orgelkonzert im Michel, der Besuch im Komponistenviertel und in der Kunsthalle und überhaupt, dass wir uns während des ganzen Aufenthaltes in der Hafencity aufgehalten haben, die noch lange nicht fertiggestellt ist und deren Entstehung wir aus den Erzählungen von Gertrud bestens nachvollziehen konnten.






Das Programm mit Werken von Sofia Gubaidulina (Märchenpoem), Dimitri Schostakowitsch (Sinfonie Nr.9) und Antonin Dvorák (SinfonieNr.6) war bestens geeignet, die klare Akustik voll zur Geltung zu bringen. Der grosse Saal mit 2150 Plätzen hat eine Art muschelförmige Wandverkleidung, die zum Anfassen verleitet. Sie soll dafür verantwortlich sein, dass der Klang auf allen Plätzen optimal zur Geltung kommt. Auch der Blick auf die Musiker in der Mitte des Raumes, ganz besonders auf den Paukisten war spannend. Es war sehr besonders, alles so real erleben zu können, was man sich so lange nur vorgestellt und gewünscht hatte. Da verzieh man auch dem zahlreichen Publikum, dass es nach jeden Satz geklatscht hat. Als Zugabe liessen es sich die Wiener nicht nehmen, einen Walzer aus ihrer Heimatstadt zu spielen.




Das war dann der zweite musikalische Höhepunkt, das Orgelkonzert im Michel mit Einführung und Erklärungen des netten jungen norwegischen Organisten. Es gibt drei  Hauptorgeln in der Kirche, die sich natürlich im Klang unterscheiden. Eine Konzertorgel, die so heisst, weil auf dieser Empore die Konzerte stattfinden, dann eine Orgel diametral gegenüber. Sie hat einen eher barocken, feinen Klang  und die Hauptorgel am Ende des Längsschiffes - wobei die Kirche eher ein Rundbau ist. Sie hat einen vollen romantischen Klang. Die drei können von einem Spielwerk aus gespielt werden, aber auch von der jeweiligen Orgel aus, was unser Organist getan hat. Ich habe mich nach unten zu den normalsterblichen Kirchenbesuchern gesetzt, die jetzt ganz überraschend in den Genuss eines Konzertes kamen. So genoss ich die Klänge, die mich von allen Seiten einhüllten, musste aber auf die Kommentare zwischen den Stücken verzichten. Gespielt wurde unter anderem ein faszinierendes moderneres Stück über das Thema des Big Ben und natürlich der „Hamburger Bach“, Carl Philipp Emanuel Bach. Er soll ja zu seiner Zeit viel berühmter als sein Sohn gewesen sein. 




Auch dieser Herr, der die Glaubensgemeinschaft entzweit hat und die katholische Bevölkerung vor die Tore Hamburgs verbannt hat, hat seinen Platz vor dem Michel bis heute verteidigt. 











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