Stille Helden

Geschichte und Politik prägten unsere dreitägige Reise nach Berlin. Während ich versuche, einige Eindrücke hier im Blog festzuhalten, befinden wir uns bereits wieder auf der Rückreise. Es blieb einfach keine Zeit zum Schreiben. Die Tage waren eng getaktet mit  FDP- Programm. Es wurde aber auch viel Zeit mit Essen verbracht und ich bin sicher, dass fast alle Mitreisenden die nächsten zwei Winter auch ohne Nahrung überleben würden...Eine Kritik meinerseits am FDP- Parteiprogramm wird sein, dass der Umweltschutz nicht zuoberst oder überhaupt nicht auf ihrer Liste steht. Sonst würde nicht soviel Fleisch konsumiert! 

Der zweite Tag begann, nach dem obligaten Frühstück - auf das niemand verzichten würde, auch wenn es um sechs Uhr in der Früh eingenommen werden muss - mit einer Führung in der Gedenkstätte „Stille Helden“. Die Ausstellung befasst sich mit dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus und den Stillen Helden, jenen Menschen, die sich für verfolgte Juden eingesetzt hatten. Da gibt es sehr berührende Geschichten, die dokumentiert sind. Auch Aussagen von Personen, welche unter grosser Gefahr jüdische Menschen vor dem sicheren Tod bewahrt hatten. Zum Beispiel die Geschichte einer Frau, die jeden Morgen beobachtet hatte, wie eine Gruppe von jüdischen Frauen zur Arbeit in eine Fabrik geführt wurde. Sie stellte fest, dass eine der Frauen hochschwanger war und schaffte es, ihr eine Lebensmittelkarte zukommen zu lassen. Damit konnte die Frau untertauchen. Oder die Geschichte des Mannes, dessen Namen ich vergessen habe. Er schaffte es, die Besen, die er in seiner Fabrik herstellte als kriegswichtig zertifizieren zu lassen. So war seine Belegschaft, bestehend aus zirka 50 jüdischen Arbeiterinnen und Arbeitern vor der Deportation sicher. 
In diesem Hof wurde Graf von Stauffenberg und seine Mitverschwörer nach dem missglückten Attentat auf Hitler am 20.Juli 1944 erschossen.



Mit dem klimatisierten Bus wurden wir anschliessend durch die Stadt kutschiert, der Reiseleiter  erklärte, erzählte, beantwortete Fragen. Mein Bild der Stadt hat sich wieder etwas erweitert. Sicher wäre es toll, einmal einen ganzen Monat in dieser Stadt zu leben, so wie Dietmar sich das wünscht. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das auch mein Wunsch ist. Aber davon an anderer Stelle. Die Stadt ist so anders als andere Städte, sie hat kein historisches Zentrum, im Mittelalter scheint sie unbedeutend gewesen zu sein. Für mich ist sie geprägt durch den zweiten Weltkrieg, und vorallem durch  die darauffolgende Teilung. So fand ich vor allem der Besuch der East-Side-Gallery beeindruckend. Ein Teil der ursprünglichen Mauer wurde hier von Künstlern bemalt. 











Aber auch der Besuch des Tränenpalastes war berührend. Unserer Reiseleiter, ein Zeitzeuge, der immer wieder Geschichten seiner Oma in die Ausführungen einflocht, führte uns zu diesem Grenzübergang aus DDR -Zeiten.



Es gab mehrere Möglichkeiten, die Stadt vom Bus aus kennen zu lernen. Wir wurden ja andauernd zu irgend einem FDP- Besucherort gekarrt, so natürlich zum Reichstaggebäude, ins Abgeordnetenhaus,  ins Auswärtige Amt, in den Bundesrat. Letzteres wurde an dem Ort erstellt, an dem ursprünglich das Wohnhaus der Familie Mendelssohn stand. Der Plenarsaal des Bundesrates, das ist die Vertretung der 16 Länder, war ebenfalls wegen Renovation nicht zu besichtigen, wie auch der Plenarsaal im Reichstag. Mich störte es nicht. Mir reichten die Vorträge der verschiedenen Abgeordneten. Auf den Vortrag der Dame aus dem Bundesrat hätte ich aber verzichten können. Die Vorträge der beiden Herren aus Auswärtigem Amt und Deutschem Bundestag hingegen waren informativ und auch unterhaltsam. Habe ich jetzt das politische System in Deutschland begriffen? Dietmar wird mich noch einige Male abfragen müssen... Worüber ich aber definitiv nichts erfahren habe, sind die politischen Ziele der FDP. Und das ärgert mich.





Nicht EU Bürgerin mit Hut gekennzeichnet.







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