Der Schwarzwald

Er liegt so Nahe beim Schwyzerländli, aber für mich ist er doch weitgehend unbekannt. Welch eine Schande! Zwar erinnere ich mich sehr gut an das Liedchen "Im Schwarzwald stoht es Hüsli" das mir -so glaube ich wenigstens - meine Omama beigebracht hatte und das ich gerne dem Santichlaus in Anwesenheit der ganzen Familie zum besten gab. Aber viel mehr ist mir über den Schwarzwald nicht bekannt. Gut, den Titisee kenne ich noch und das Wiesental, vorallem das kleine und den Feldberg. Da haben Dietmar und ich uns gestern tapfer auf einer Langlaufloipe durch den Nebel zur Todtnauer Hütte gekämpft. Belohnt wurden wir mit Schwarzwälder Kirschtorte und Apfelkuchen mit Vanillesahne. Dazu gab es heiße Schokolade und Grüntee. Kenner werden erraten, wer was genossen hat. Nach etwa 30 minütigem Fußweg vom Endpunkt der Loipe bis zum Auto - wir waren schließlich nicht die einzigen Schneehungrigen und Parkplätze waren rar - führte der Weg über die Schwarzwald Hochstraße Richtung Freudenstatt. Gegen 17 Uhr erreichten wir Lossburg und fanden auch ohne GPS unser Aldi Hotel Schnäppchen, das Landhaus Hohenrodt. Ja, bei diesem heimeligen Namen hat man sicher sofort romantische Vorstellungen von einem gemütlichen Landhaus mit tiefhängendem Schindeldach, kleinen Zimmerchen mit winzigen Fensterchen und knarrenden Dielen, alten Betten aus Tannenholz, auf welchen sich riesige weiße Federbetten wölben, in die man sich nach so argen sportlichen Strapazen wohlig kuscheln kann. Alt sind in unserm Hotel vorallem die Wirtsleute. Die Wirtsfrau lebendig und schlagfertig, ihr Ehemann eher schon etwas .... na sagen wir mal ver -braucht. Die Zimmer und das Restauraunt sind modern und zweckmäßig, vielleicht etwas geschmacklos eingerichtet. Aber trotzdem herrscht hier eine angenehme Stimmung und die Heizung funktioniert gut. Darüber bin ich sehr froh, habe ich doch in der Annahme, der Frühling hätte bereits begonnen zwar genügend aber eben etwas unpassende Kleider eingepackt. Das bekam ich vorallem heute früh zu spüren, als wir auf dem Marktplatz von Freudenstatt - dem größten Marktplatz von Deutschland - den interessanten Ausführungen der Frau lauschten, welche die Stadtführung leitete. Ein eisiger Wind blies über den ungeschützten Platz, auf dem eigentlich im 16. Jahrhundert ein Schloß hätte gebaut werden sollen. Schneeregen verstärkte noch die ungemütliche Lage. Fürst Friedrich von  Württemberg, der Stadtgründer ist leider verstorben, bevor auch nur ein einziges Schlosstürmchen errichtet worden war. Hingegen war zu seiner Zeit eine sogenannte Winkelkirche entstanden. Diese Kirche steht in einer Ecke des riesigen Platzes und ist im rechten Winkel erbaut. Sie hat zwei Türme, die die Kirche an beiden Enden begrenzen. Man kann das Gotteshaus von beiden Seiten aus betreten, der Altar befindet sich heute im rechten Winkel. Eine Orgel, welche ursprünglich im einen Kirchenschiff unter der Decke geschwebt hatte, wurde in Altarnähe verpflanzt, eine zweite Orgel befindet sich auf der Empore  im andern Kirchenschiff. Beorgelt wird man also sozusagen stereo. Ein Konzerterlebnis muss umwerfend sein! Für die Osterttage ist die Matthäus Passion von J.S. Bach geplant. Schade, da wäre ich gerne dabei gewesen.Rings um den Platz erstrecken sich fünf Häuserzeilen, deren Giebel alle gegen den Marktplatz gerichtet waren. Diese wurden in einer einzigen Nacht, nämlich vom 16. zum 17. März 1945 von den Franzosen in Schutt und Asche gelegt. Anscheinend wollten die Soldaten nur die Stadt Richtung Hauptstadt durchqueren, was ihnen "tapfere deutsche Soldaten" (Zitat der Stadtführerin) verunmöglicht hatten mit dem Resultat, dass viele Einwohner ihr Leben verloren und das Zentrum von Freudenstadt durch Bomben vollkommen zerstört wurde. Der selbstlose und entschlossene Geist der Freudenstädtler, welche ihre Stadt in nur sechs Jahren wieder aufbauten, ist bis heute ein leider seltener Beweis dafür geblieben, dass ein Bauvorhaben realisiert werden kann, ohne dass die ganze Finanzierung im Vornherein bis ins Letzte gesichert sein muss. Die Arbeiter wurden nämlich erst entlöhnt, als die Häuser wieder standen und durch die Mieteinnahmen Geld vorhanden war. 
Es ist inzwischen 21.30. Dietmar und ich haben das zweite gewöhnungsbedürftige Abendessen, das in unserm Halbpension Angebot inbegriffen ist, eingenommen. Der Besuch in der hauseigenen Sauna am späten Nachmittag und der leckere Lemberger Rotwein aus der Gegend von Heilbronn haben das ihrige dazu beigetragen, dass ich jetzt müde bin und mich verabschiede. Einige Fotos werden noch in einem separaten Blog folgen. Das WLAN ist hier auch etwas gewöhnungsbedürftig. Ach ja, wenn wir wieder einmal in die Gegend kommen werden wir im Hotel Langenwaldsee in Freudenstadt logieren:) Darauf freue ich mich jetzt schon.
Bis bald, liebe Grüße aus dem Luftkurort Lossberg, Pia

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Salzburgs Kirchen und Konzert im Schloss Mirabell

Dernières impressions

Dernières Impressions