Stuttgart

Wo sich heute Stuttgart befindet, gab es spätestens im achten Jahrhundert eine dauerhafte ländliche Siedlung. Zur Mitte des zehnten Jahrhunderts wurde dort durch Herzog Liudolf von Schwaben jedoch auch ein Pferdegestüt gegründet. Noch im Mittelhochdeutschen existierte ein Wort "stuotgarte". Es setzte sich aus dem Garten (Gehege, umfriedete Stelle) und Stuot (damals „Herde“, verwandt mit dem Wort Stute, für ein weibliches Pferd) zusammen. Stuotgarte ist also ein Appelativum, das wörtlich „Pferdegarten“, also Gestüt, bedeutet. Und genau das steckt im Namen der Stadt Stuttgart.

Soviel zum Namen der Stadt. Die Infos könnten von unserm sympathischen Reiseleiter Rolf - von Olivia und Annina liebevoll "Rolfi" genannt - stammen. Er stand am ersten Morgen unseres Aufenthaltes im "Relaxa Waldhotel Schatten" unvermittelt an unserm Frühstückstisch. Mit Fahrradhose, T-Shirt und zerzaustem Haar wirkte er ziemlich kauzig. Und sein Redeschwall tat das seinige dazu. Ich guckte ängstlich zu meinen beiden Patentöchtern. Sie wirkten neugierig, Olivia vielleicht etwas mehr als Annina. Bei Annina zeigte sich eine feine, steile Stirnfalte zwischen den Augenbrauen. Ich hatte sie schon öfters entdeckt und glaubte zu wissen, sie entstehe, wenn gerade die aufmerksamkeitsgesteuerte Denkweise und nicht die intuitive in Aktion war. Für nähere Auskünfte bezüglich dieser beiden Denkweisen ziehe man das Buch von Daniel Kahneman "Schnelles Denken, Langsames Denken", ein Geschenk von Annina an Dietmar, zu Hilfe. Ich habe diese Stirnfalte auch bei mir längstens entdeckt. Allerings zeigt sie sich unabhängig davon, ob ich denke oder nicht...Aber zurück nach Stuttgart. Anninas Falte verzog sich bald, als Dietmar seinen Freund vorstellte und wir über ein gemeinsames Sightseeing sprachen. Dieses Mal sollte es nicht schief gehen mit den Spoppingwünschen von uns drei Frauen. Am Tag zuvor machten wir nämlich Halt in Metzingen, wo uns Dietmar sein Lieblings-Outlet-Village zeigte. Ja, was es da alles für Markenprodukte gab! Ich kann mich leider nur an einige wie Boss, Gucci, Armani, Joop, Bugati erinnern. Sie nehmen in meinem Leben und dem meiner beiden Schätzis einfach zu wenig Raum ein, um beeindruckend zu sein. So klopften wir zwar alle Geschäfte ab, orientierten uns nach Lageplan, um uns nicht zu verirren und kehrten nach zwei Stunden mit zwei klitzekleinen Plastiktütchen zum vereinbarten Treffpunkt zurück. Dietmar war ein bisschen weniger sparsam. Er kam mit einer Jacke von Hugo Boss an, die sich allerdings etwas spannt über seinem Bauch. Aber Jacken kann man schliesslich ohne weiteres offen tragen. 

Nach der Ankunkft im Hotel, das übrigens schon Berühmtheiten beherbergt hatte, liegt es doch an der ehemaligen Formel1 Rennstrecke, was uns nicht weiter störte, gönnten wir uns einen Aperitif und machten uns dann auf zu einem kleinen Spaziergang zum Bärenschlösslein. Allerdings fanden wir dieses nicht, und das lag sicher daran, dass uns Rolfi noch nicht zur Verfügung stand und die Tussi am Empfang zwar über Charme verfügte, aber eben nicht über mehr. Wir entschlossen uns, zum Hotel zurück zu kehren, um dort  zu Abend zu essen. Unsere Sevierdame schien nicht ihren besten Tag zu haben. Die Gabeln flogen in der Luft umher, auch ein Glas zerbrach auf dem  Steinboden, und als wir uns über den lauwarmen Rotwein beklagten, nahm sie den nicht etwa zurück, sondern knallte uns einen Eimer mit Eis auf den Tisch. Aber sonst war alles super, wir waren bester Laune, obwohl Dietmar es nicht für nötig befunden hatte, sich umzuziehen. Wir  hingegen glänzten in adretter Aufmachung, wie man hier auf dem Foto sieht.

In bester Stimmung gingen wir zu Bett. Ich schlief mässig, weckte Dietmar einmal, weil ich plötzlich das Gefühl hatte, ich sei jetzt doch im Bärenschlösslein angekommen... 

Das Frühstücksbüffet war so reichhaltig, wie man es sich nicht besser vorstellen kann! Ich finde es jeweils jammerschade, dass ich am Morgen keinen Appetit habe! Das geht nicht allen so... Der inzwischen eingetroffene Rolf begleitete uns zur S-Bahn, zeigte uns, wie man die Tageskarte löst und so fuhren wir zu viert, in Begleitung von Rolfis Fahrrad in die Stadt. Dort trennten sich unsere Wege. Dietmar wollte Kultur, wir Konsum. Die Königsstrasse lag vor uns. Am andern Ende das Kunstmuseum, ein gläserner Bau, von dessen oberstem Stockwerk man eine fantastische Aussicht über Stuttgart hätte. So Rolfi, und er hatte recht. Bis wir diese genossen, waren aber noch einige andere Aussichten angesagt. Die Einkaufstüten vermehrten sich in wunderbarer Weise, und wir waren froh, sie zwischenzeitlich bei den beiden Männern zu parken.

Vor der Besteigung der Aussichtsplatform stärkten wir uns im Kaffee. Dann ging es hoch, bei strahlendem Sonnenschein.






Olivia und Schiller

In der Markthalle

Glück hatten wir an unserm Wochenende nicht nur mit Reiseleiter und Wetter. Nein, wir trafen just auf das Sommerfest, die Attraktion der Stadt, die einmal im Jahr stattfindet. Ein friedliches, lustvolles Zusammentreffen von Jung und Alt auf dem grosszügigen Schlossplatz beim kleinen See. Nach einer Erholungspause im Hotel stürzten wir uns ins Getümmel.

Jetzt gehts los!

Austern, pfui Teufel! Olivia und Dietmar waren ganz wild darauf, Annina schlürfte vornehm und ziemlich rasch eine aus, ich drehte ein kleines Stücklein unschlüssig im Mund herum, bis ich... und Rolf enthielt sich entschlossen.


Oldies - mit Begeisterung gesungen und unterstützt vom Publikum

Wie hiess das Lied schon wieder - ich hab ein kleines rotes Gummiboot??

Eine herrliche Feststimmung!


Am nächsten Morgen fanden wir dank kundiger Reiseleitung doch noch den Weg zum Bärenschlösslein. Woher der Name stammt, habe ich noch nicht herausgefunden. Mitten in einem der beliebtesten Ausflugsgebiete der Stuttgarter liegt der idyllische Bärensee und auf einer Anhöhe eben dieses Schlösslein. In dieser Gegend, das seit 1939 (!) als Naturschutzgebiet zählt, haben Adelige lange vor dieser Zeit Treibjagden veranstaltet. Die armen Tiere, Rot- und Schwarzwild - also keine Bären, wurden von einer Anhöhe hinunter zum See getrieben, den sie in Todesangst zu durchqueren versuchten, um auf der andern Seite von den Jägern, welche gemütlich in ihren Jagdunterständen warteten, tot geschossen zu werden. Es bleibt zu hoffen, dass irgendwann einmal ein Bär, der zwischen den Hirschen und Wildschweinen um sein Leben kämpfte, die Jagd überlebte und wenigstens einen der Jäger zerfleischt hat!

Bär und Bär gesellt sich gern!

Ein wunderschönes Wochenende ging zu Ende...Alla prossima😉

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Salzburgs Kirchen und Konzert im Schloss Mirabell

Dernières impressions

Dernières Impressions