Immer dem Kanal entlang


Ich hatte nicht geglaubt, dass mein eBike auf das Autodach gehievt werden kann und während der Fahrt auch noch brav oben bleibt. So war es aber, und wir konnten unsere erste Tour ganz gemütlich von Illfurt aus starten. Sie sollte dem Rhein-Rôhne-Kanal entlang bis nach Belfort folgen. Soweit kamen wir dann doch nicht, auch wollte ich mich dem Schock der Grossstadt nicht aussetzen. Stattdessen fuhren wir über Dannemarie, Vieux Montreux bis nach Chèvremont, dann über Vézelois zurück zum Kanal. Ein zweites Mal in Dannemarie angekommen, machten wir auch ein zweites Mal in diesem gemütlichen kleinen Lokal Halt, nicht nur weil es uns dort besonders gut gefiel, sondern weil einfach nichts anderes zu finden war. Die elsässischen Dörfer sind ausgestorben! Aber das waren sie schon in der Zeit, als ich noch in Dietviller wohnte.


Dass aus unserer dreitägigen Tour der Donau entlang wegen schlechter Wettervorhersagen nichts geworden ist, bereuten wir in keiner Weise. So lernten wir diese idyllische Kanalgegend mit den vielen kleinen Schleusen kennen. Die malerischen Schleusenhäuschen wirken allerdings ziemlich verlassen. Bei sonnigem Wetter regen sie trotzdem zu romantischen Phantasien an, machen uns glauben, man könne hier einen ruhigen Sommer fernab von der Zivilisation verbringen, ohne WLAN, aber wahrscheinlich auch ohne Dusche und Heizung für die kühlen Abende. 




Mit dem Bau des Kanals wurde 1784 begonnen. Erst im Jahre 1833 konnte er beendet werden, das wohl wegen kriegerischer Auseinandersetzungen in Folge der napoleonischen Feldzüge. Ursprünglich verlief der Kanal von Mulhouse weiter über Colmar nach Strassburg. Dieser Teil wurde aber im 20. Jahrhundert durch den Rheinseitenkanal ersetzt. Für die Schifffahrt ist die heutige Benutzung des Kanals nicht von Bedeutung. Umso unbeschwerter wird er anscheinend von Sport- und Hausbooten benutzt. 
In den Abschnitten, die wir beradelt haben, war davon sehr wenig zu sehen. Einzelne Ferienreisende waren in Booten unterwegs, die jeweils mit viel Geduld geschleust werden mussten. Für uns war nicht klar ersichtlich, ob die "Kapitäne" dies jeweils in eigener Regie bewerkstelligten, oder ob nicht doch irgendwo ein Schleusenwart sich versteckt hielt und bei Bedarf zu Hilfe eilte.
Bei Dannemarie gibt es einen kleinen Hafen mit einigen Segelbooten, auch ein Restaurationsschiff lag in der Nähe vor Anker, allerdings war es geschlossen. Die ganze Gegend wirkt verschlafen und ruht in sich selber. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Nur die zahlreichen e-Bikes erinnern uns daran, dass wir in einer Zeit leben, die sich rasend schnell verändert.

Unsere erste Tour erstreckte sich über 70 km! Ohne unterstützendes Motörchen für mich untrainiertes Wesen nicht zu schaffen! Für den zweiten Tag hatten wir uns eine kürzere Strecke vorgenommen. Wieder fuhren wir mit vier Rädern los, um in Kemps auf die Zweiräder umzusteigen. Jetzt sollte es Richtung Norden nach Mulhouse gehen. Ich habe zweispältige Gefühle, was diese Stadt betrifft. Mein Liebster versuchte es mit Hypnose - er ist ja entsprechend ausgebildet! 
Diesmal gestaltete sich die Gegend entlang des Kanales etwas wilder, zum Teil auch schattiger. Der Kanal ist breiter und lädt zum Paddeln ein - vor allem Dietmar stellte sich vor, wie er mit seinem vorsintflutlichen Gummiboot, zwar etwas unbequem sitzend dafür aber mit der Natur verbunden in dem stillen Gewässer dahingleitet - verbotenerweise, wie ich einem Schild zu entnehmen glaubte. Vielleicht  war aber auch nur das Baden verboten. Ich musste nämlich feststellen, dass immerhin zwei Kanufahrer an uns vorbei zogen.
In Mulhouse angekommen, auf einer schattigen Bank, noch etwas entfernt vom Platz de la Réunion mit dem wunderbar bemalten Rathaus und der ewig in Baugerüste eingehüllten Kathedrale, fand dann die Hypnose statt. Dann wagten wir uns weiter ins Zentrum der Stadt und stärkten uns im Kaffee Mozart. Ich entdeckte auch "das Haus" und stellte fest, dass sich keine unangehmen Gefühle mehr damit verbinden. Am Nebentisch sass ein junges Paar mit einem Buben im Kinderwagen. Der Kleine strahlte mich mit seinen schwarzen Augen an. Wir flirteten, er lachte mich mit seinem zahnlosen Mündchen ungeniert an. Ich lächelte zurück. Es gibt Momente im Leben, die sind so unbeschwert und glücklich.
 


Souvenir - Souvenir ...



Ganz vorne auf dem Fahrradweg - mein Flitzer!


Unterwegs ohne Hektik! Es waren zwei wunderbar ruhige Tage.♥️

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