Dollenberg

Unser kleiner Ausflug in den Nordschwarzwald, ein Geburtstagsgeschenk von Annina, Olivia und Bettina an mich, war lange geplant und musste coronabedingt immer wieder verschoben werden. Dieses Wochenende war es endlich so weit. Gerade noch rechtzeitig vom Skilager zurück haben mich Olivia und Annina an der Brühlstrasse abgeholt. Wie ich in einem früheren Blog festgestellt hatte, waren Dietmar und ich genau vor 9 Jahren in der Gegend von Freudenstadt. Unsere damalige Unterkunft in Lossburg, im Aldischnäppchen Hohenrodt, lag natürlich weit unter dem Nivea der Unterkunft Dollenberg in Griesbach. Aber ich habe keine schlechten Erinnerungen an damals, ehrlich gesagt habe ich gar keine. Ausser an den Besuch in Freudenstadt, an die Führung auf dem riesigen, windigen Marktplatz und an die Besichtigung der Winkelkirche.
Wegen Stau auf der A5 kamen wir erst mit Verspätung im Hotel Dollenberg an. Olivia fuhr ruhig und ohne Stress, was ich sehr schätzte! Die Fahrt durchs Renchtal wirkte etwas düster. Wir begegneten verlassenen oder heruntergekommenen Herbergen, die wohl ihrer Heilquellen wegen schon bessere Tage gesehen hatten. Umso grösser war die Überraschung, als wir das Ziel erreichten. Ein Fünfsterne-Palast stand vor uns, die Bediensteten rissen sich um unser mickriges Gepäck und kaum eingecheckt stand auch schon Sekt und Orangensaft vor uns auf dem kleinen Tischchen. Osterhasen aus Porzellan hiessen uns auf der Treppe willkommen und Menschen in unterschiedlichster Kleidung bewegten sich durch den einladenden Empfangsbereich. Da sah man elegante ältere Damen neben angestrengt légèr wirkenden Herren, sportlichen Hundebesitzern neben Müttern in Abendrobe mit Kind im Prinzessinnenlook. Ich fand meine Hose plötzlich doch unpassend und war froh, als ich mich fürs Abendessen umziehen konnte. 





Das Fünfgangmenü schafften wir spielend und die Flasche Rotwein, ein lokaler Merlot, teilten Olivia und ich uns gut ein, so dass er für zwei Abende reichte.
Die erste Nacht verlief für mich wie immer an einem fremden Ort etwas unruhig. Ich wachte ständig auf, wusste nicht, wo ich mich befinde, glaubte das Bett stehe verkehrt im Raum und so weiter. Zum Frühstück fanden wir uns trotzdem wohlbehalten und gut gelaunt ein. Das Buffet muss man nicht beschreiben, es bot alles, was drei entspannungsbedürftige Seelen sich wünschten. Ich gönnte mir zwar noch keinen Sekt so früh am Tag, aber das hat sich am zweiten Tag bereits geändert. Auch Olivia ist solchen Genüssen nicht abgeneigt und Annina wäre es auch nicht…


Unsere Wanderung zur Renchtalhütte verlief ziemlich chaotisch. Schon die Erklärungen der Dame an der Rezeption waren ungenügend, die Wegweiser verwirrend und die Auskünfte anderer Spaziergänger wenig hilfreich - im Gegenteil!  Anninas Schrittzähler zählte am Schluss 14000 Schritte. Das müssen mindestens 10km gewesen sein. Wir machten uns Sorgen um Annina. Sie fühlte sich schlecht. Ich rief im Hotel an und erkundigte mich nach dem Schuttelbus. Dieser sollte uns unterwegs aufpicken und zum Ziel fahren. Das war leider  nicht möglich, weil er eine andere Strecke fuhr als wir gingen, wie wir nach geraumer Wartezeit feststellten.  Ende gut, alles gut! Unsere Füsse trugen uns zur Hütte, wir stärkten uns mit köstlichem Kuchen und fuhren wenigstens den Rückweg zum Hotel im Shuttle. So blieb genügend Zeit für den Besuch im Wellnessbereich. 

Auch da gab es gewisse Verwirrungen, was den Gebrauch der verschiedenen Tücher betraf. Das grosse leintuchartige war definitiv nicht für den Saunabesuch gedacht. Es sollte vielmehr für die Liegen im Schwimmbad benützt werden. Dessen in Unkenntnis betraten Olivia und ich wie zwei Mumien die Sauna und das Dampfbad, sorgsam darauf bedacht, nicht über das Tuch zu stolpern, oder es wie eine Schleppe hinter uns her zu ziehen. Beides gelang uns. Allerdings reichte unsere Aufmerksamkeit nicht mehr aus, unsere Badelatschen und  Bademäntel wieder zu finden. Garderoben waren keine vorhanden. Das hat uns etwas überfordert. Olivia schaffte es auch ohne diese Utensilien zum Schwimmbecken. Sie hatte ja noch das Leintuch. Und da so viele dieser weissen Schlappen herumstanden schlüpfte ich halt in irgendwelche. Nach diesem aufregenden Tag genossen wir am Abend zum zweiten Mal ein ausgezeichnetes Menü. 


Die Hotelanlage ist das Lebenswerk vom Dollenberg-Chef Meinrad Schmiederer. Aus der einstigen  Flaschenbierhandlung im Elternhaus schuf er nach und nach während den letzten fünfzig Jahren diese exklusive Wohlfühlidylle. Der rüstige Herr ist immer noch präsent, begrüsst die Gäste beim Frühstück und Abendessen - manchmal auch zweimal - und fährt zwischen seiner Renchtalhütte und dem Hotel im Auto hin und her. 






Es waren zwei Tage in entspannter Stimmung. Wir redeten, diskutierten, machten uns zwischendurch auch mal Sorgen und lachten viel. Ich kriegte die nötige Distanz zu meinen verschiedenen Projekten. Und das war gut so.
Danke für dieses wunderbare Geschenk!♥️


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